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hingebaut und dehnt sich theils in dem Thälchen selbst, größtentheils aber an einem gegen dasselbe leicht südlich geneigten Abhange aus; es genießt, da das Terrain im Norden des Dorfs noch leicht ansteigt, einigen Schutz gegen rauhe Winde.

Die Ortsstraßen sind reinlich gehalten und die aus Holz erbauten, mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude theilweise sehr ansehnlich, jedoch viele von ziemlich hohem Alter, sogar von den Jahren 1440, 1534 etc.

Beinahe in der Mitte des Orts stehen Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus und Rathhaus; die ursprünglich im gothischen Styl erbaute, im Osten plattgeschlossene Kirche, hat spitzbogige Eingänge und Fenster, aus denen das Maßwerk herausgenommen wurde; überdieß sind im Laufe der Zeit einzelne styllose Fenster eingebrochen worden. Der viereckige, mit einem spitzen Pyramidendach versehene Thurm wurde 1779 erbaut. Das mit einer flach getäfelten Decke versehene, durch Emporen verbaute Innere der Kirche hat außer einem alten Krucifix und zwei älteren Porträts von 1546 nichts bemerkenswerthes. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die jedoch wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege unterstützt werden muß.

Der ansehnliche, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, der auch für die Filiale dient, liegt außerhalb (nordwestlich) des Ortes.

Das sehr stattliche Pfarrhaus mit Ökonomiegebäude und Hofraum bildet einen ansehnlichen, wohlgeschlossenen Pfarrhof; es wurde im Jahr 1617 erbaut und 1738 erneuert; der Eingang und die Säulen an den beiden Hausecken sind im eleganten Renaissancestyl gehalten. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das 1787 erbaute Rathhaus ist ziemlich gut erhalten und trägt ein blechbeschlagenes Thürmchen mit Glocke auf dem First.

Schulhäuser sind zwei vorhanden; das bei der Kirche stehende enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, das andere zwei Lehrzimmer und die Wohnung des zweiten Schulmeisters. Die Schule haben auch die Kinder der Filialisten zu besuchen. Eine Industrieschule besteht.

Außer diesen Gebäuden stehen noch im Eigenthum der Gemeinde: zwei Backhäuser, ein Waschhaus, eine große Kelter mit 4 Bäumen, ein Schafhaus und ein Armenhaus mit 4 Zimmern.

Sehr gutes Quellwasser liefern hinreichend 7 laufende und 3 Pumpbrunnen; ein kleiner Bach entspringt im südöstlichen Theil

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)