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Herrschaft Lichtenberg, deren Hauptbestand 1357 an Württemberg gelangte. Bei G. B. scheint letzteres einige Jahre früher der Fall gewesen zu sein; es kam wohl ursprünglich als Pfand dahin; schon im Jahre 1335 gab Graf Ulrich von Württemberg den Geistlichen der Dechanei Bottwar die Freiheit zu testiren (Reyscher Statutarrechte 475). Übrigens verkauften noch 1352 Heinrich der Hummel von Lichtenberg mit seiner Gattin Agnes und seinem Bruder Albrecht ein Paar hiesige Höfe, den einen ans Stift Oberstenfeld, den andern an Fritz v. Gaisberg.

Daß Groß-Bottwar 1361 von Seiten Württembergs der Krone Böhmen zum Lehen aufgetragen wurde, ist A. VII. 3 erwähnt.

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war G. B. an Dietrich von Urbach verschrieben und es war durch den Grafen Ulrich von Württemberg noch einzulösen, als er es 1462 mit anderem an die Pfalz versetzen mußte (Sattler, Grafen 3, 26). Übrigens kaufte dieser Graf trotz seiner damaligen Bedrängniß im Jahre 1465 einen hiesigen Hof von Agathe von Baldeck, Walthers von Urbach Wittwe.

Die alte Stadtsteuer betrug 300 Pf. H. und etwas über 100 Malter Frucht, statt welch letzterer Zeit 1475 vertragsmäßig 60 Pf. H. gegeben wurden, wozu aber auch die herrschaftlichen Güter beisteuern mußten. Früher war in der Stadt allein das Speierer Maß üblich, später auch das Stuttgarter (Reyscher Statutarrechte 478).

In katholischen Zeiten bestund hier ein Beguinenhaus.

Unter den benachbarten Stiftern und Klöstern hatten Besitzungen das Stift zu Backnang (1245), das zu Oberstenfeld (1247), das Kl. Steinheim (1269). Das Kl. Murrhardt, schon im 9. Jahrhundert allhier begütert (Wirt. Urk.-Buch 1, 173), besaß die Kirche, welche ihr schon 1348 durch P. Clemens VI. inkorporirt wurde, und einen eigenen Abtshof (hinter dem jetzigen Gastwirthshaus zur Sonne).

Vor der Reformation war allhier eine Stadtpfarrei, eine St. Johannes-Kaplanei, eine Kaplanei zum heiligen Kreuz und zu unserer lieben Frau, eine Allerheiligen-Frühmeß (die nun zur Schule eingerichtete Kirche), eine St. Martins-Frühmeß, endlich eine Prädikatur; letztere wurde von dem hiesigen Kaplan Johannes Rückher 1496 gestiftet (Kübler 18–19).

Schon im Jahre 1525 predigte an hiesiger Kirche der Pfarrer Meister Peter Lehrsätze der Reformation. Er war in solchem Ansehen, daß, als die aufrührerischen Bauern vor diese Stadt kamen, der damalige Vogt solche zu ihm schickte, um sie zu belehren, daß

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)