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bemerkenswerth ist die im Rococogeschmack aus Hartholz gefertigte, schön eingelegte und mit gutem Schnitzwerk versehene Kanzel. Von dem Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den Chor, der sich im unteren Geschoß des Thurmes befindet und früher mit einem Kreuzgewölbe versehen war, nun aber flach gedeckt ist.

Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das Pfarrhaus unterhält der Staat, dagegen hat die Gemeinde hiezu das Bauholz zu liefern.

Das in gutem Zustande sich befindende Rath- und Schulhaus enthält im unteren Stockwerk zwei Lehrzimmer, im oberen die Gelasse für den Gemeinderath; der Schulmeister und der Lehrgehilfe wohnen in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Hause. Eine Industrieschule besteht.

Überdieß sind noch vorhanden: ein Armenhaus, ein Schafhaus und eine Kelter mit zwei Bäumen und einer Mostpresse.

Trinkwasser liefern hinreichend 8 Pumpbrunnen, von denen zwei vorzügliches, die übrigen minder gutes Wasser führen; überdieß fließt die Bottwar in drei Armen durch den Ort und treibt daselbst zwei Mühlen mit je zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die Bottwar nimmt oberhalb des Dorfs mehrere Zuflüsse, namentlich den Kurzacherbach oder vielmehr die Kurzach auf und wird hiedurch wesentlich verstärkt, so daß sie bei starken Regengüssen oder bei schnellen Schneeabgängen öfters reißend wird, aus ihrem Bette tritt und das Wasser in die Keller der tiefer gelegenen Häuser dringt. Die Markung ist überhaupt sehr wasserreich und aller Orten treten frische Quellen hervor, von denen einzelne so beträchtlich sind, daß sie gleich bei ihrem Hervortreten kleine Bäche bilden. Das Fischrecht in den Bächen, von denen die Bottwar (Prevorster Bach) ziemlich Forellen führt, hat der Staat, der es verpachtet.

Die Einwohner sind im allgemeinen gutmüthige, sehr fleißige und sparsame Leute, die sich durch Feldbau, Weinbau, Viehzucht und Holzhandel ihr Auskommen sichern; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, indem der vermöglichste Ortsbürger 24 Morgen Felder besitzt, der vorherrschende Mittelstand hat einen Grundbesitz von 10 Morgen und die minder bemittelte Klasse von 1/2–1 Morgen. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 8 Personen vollständig und einige theilweise.

In G. ist geboren im Jahr 1778 Christian Fried. Traugott Duttenhofer, Sohn des Pfarrers (nachherigen Prälaten in Heilbronn), ein berühmter Kupferstecher, welcher sich hauptsächlich in Dresden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)