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An der südwestlichen Kirchenecke ist Folgendes eingemeiselt: 1517 Hagel, 1570 starben 170, 1608 kalter Winter, 1626 starben allhier 253, 1634 Nördlinger Schlacht. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, der zu 3/4 die Unterhaltung derselben zusteht, das übrige 1/4 hat der Heilige zu bestreiten.

Der ehemalige, um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde 1813 aufgegeben und hiefür ein neuer am nördlichen Ende des Orts angelegt.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, ist ansehnlich, gut erhalten und gestattet eine freie Aussicht über das Dorf und die Umgegend.

Nahe der Kirche steht das ansehnliche, im Jahr 1830 erbaute Schulhaus, welches auch die Wohnungsgelasse des Schulmeisters enthält.

Eine Industrieschule besteht den Winter über.

Das 1604 erbaute Rathhaus mit Glockenthürmchen auf dem First, liegt in der Mitte des Orts und befinden sich in gutem Zustande.

Ein Gemeindebackhaus und ein Schafhaus sind vorhanden. Eine Kelter mit 4 Bäumen liegt mitten in den Weinbergen.

Gutes Trinkwasser liefern 5 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahreszeiten nicht selten so spärlich Wasser geben, daß dasselbe außerhalb des Orts, namentlich aus dem nie versiegenden, 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Riedbrunnen geholt werden muß. Außer dem Riedbrunnen sind auf der Markung noch mehrere immerfließende Feldbrunnen und einige sogenannte Hungerbrunnen vorhanden.

An der nördlichen Grenze der Markung fließt die Murr, über welche unfern der Bugmühle die im Jahr 1864 vollendete, ganz aus Stein erbaute sog. Schweißbrücke führt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, in Lebensweise und Sitten einfache, sehr fleißige Leute; ihre Tracht ist noch immer die ländliche solide der Väter und ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Die Gewerbe, unter denen die Weberei am stärksten betrieben wird, dienen nur den örtlichen Bedürfnissen und die meisten Handwerker treiben neben ihrem Gewerke auch einigen Feldbau. Im Ort sind 3 Schildwirthschaften und ein Krämer. Die Vermögenszustände gehören zu den besseren des Bezirks, indem der vermöglichste Bürger 50 Morgen, der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)