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Zu der Gemeinde gehört:

b. Helfenberg, ein ziemlich großer Weiler, dessen meist kleine Gebäude wenig Wohlhabenheit der Einwohner verrathen. Der Ort liegt gegen rauhe Winde wohl geschützt am Anfang eines Thälchens, das gegen den 1/2 Stunde nördlich gelegenen Mutterort hinzieht. Ein neugebautes Schulhaus, mit Thürmchen, Glocke und Uhr auf dem First ist vorhanden; es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

An der Stelle des ehemaligen Schlosses wird gegenwärtig ein neues Gebäude für den Gutsaufseher der Freiherrn v. Gaisberg errichtet. Das freiherrliche Gut, welches größtentheils auf der Ortsmarkung, theils auch auf angrenzenden Markungen liegt, besteht aus 316 Morgen, nämlich 150 Morgen Äcker, 24 Morgen Wiesen, 22 Morgen Gärten, 48 Morgen Weinberge und 72 Morgen Waldungen. Ein Theil des Guts wird im Selbstbetrieb verwaltet, der andere Theil ist bis zum Jahr 1870 an Ortsbürger verpachtet.

Mit Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen.

Die Einwohner treiben neben Feldbau vorzugsweise Weinbau, zu dem sich der auf der Ortsmarkung durchgängig vorkommende Keupermergel und die Zersetzungen desselben vorzüglich eignen. Die Weinberge liefern vom Morgen den gleichen Ertrag an Menge wie im Mutterorte; an Güte aber übertrifft er den Auensteiner Wein. Neuerdings hat die Gutsherrschaft auch ein Hopfengut angelegt.

Die Obstzucht ist unbedeutend, ebenso die Viehzucht. Nördlich am Ort erhebt sich der rebenreiche Schloßberg, auf dessen Kuppe die malerische Ruine des Schlosses Helfenberg liegt; es stehen noch die 50′ hohen und 10′ dicken, großentheils aus Buckelsteinen aufgeführten Mauern eines viereckigen, des Dachs und des Einbaus beraubten Schlosses. An der Ostseite führt ein rundbogiger, später ausgeführter Eingang in das Innere des Gebäudes, welches aus 4 Stockwerken bestand, was an den noch vorhandenen Kragsteinen leicht erkennbar ist. Über diesem Eingang ist der Wittstadt’sche Wappenschild (mit einem Querbalken) und die Jahrszahl 1579 angebracht; letztere bekundet die Zeit, in welcher an dem ursprünglich viel älteren Schloß Veränderungen vorgenommen wurden. Der ursprüngliche Eingang ist spitzbogig und befindet sich an der Südseite 15′ über der Erdfläche; von demselben gelangte man erst zu der Wendeltreppe, die innerhalb der Mauer bis zum obersten Stockwerke lief und von der auch ein Eingang in das dritte Stockwerk führte. Die Wendeltreppe ist durch kleine, im Styl der Übergangsperiode

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)