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Grabstein aus dem 14. Jahrhundert mit dem Wappen der Herren v. Gaisberg. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde.

Der Begräbnißplatz, welcher an der Kirche lag und dessen Ringmauer gegenwärtig noch die Kirche umgiebt, wurde aufgegeben und dagegen ein neuer außerhalb (östlich) des Orts angelegt; derselbe ist mit einer Mauer umfriedigt und zeichnet sich durch einzelne Monumente, besonders aber durch sehr schönwüchsige Bäume, wie Trauerweiden etc. vortheilhaft vor anderen Begräbnißplätzen aus.

Das Pfarrhaus, welches der Staat unterhält, befindet sich in gutem Zustande.

Das geräumige, gut unterhaltene Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First, wurde 1620 erbaut und 1775 erneuert.

Von den beiden Schulhäusern enthält das eine zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters, das andere ein Lehrzimmer und die Wohnung des Unterlehrers.

Eine Industrieschule besteht.

Außer diesen Gebäuden sind noch Eigenthum der Gemeinde: ein Armenhaus mit zwei Wohnungen, ein Schafhaus, eine Kelter mit zwei Bäumen, ein Backhaus und ein Waschhaus.

Gutes Trinkwasser liefern 6 Schöpfbrunnen, die jedoch bei trockener Witterung bis auf einen, den sog. unteren Brunnen, dessen Wasser etwas gipshaltig ist, versiegen. Außerhalb des Orts befindet sich eine nie versiegende Quelle, der sog. Igelsbrunnen. Überdieß bestehen vier Wetten und ein kleiner durch Quellwasser gespeister See.

Die Vicinalstraße von Marbach nach Winnenden führt durch den Ort und überdieß gehen vom Ort aus Vicinalstraßen nach Wolfsölden, Erdmannhausen, Kirchberg und Hochdorf. Der Ort liegt 5/4 Stunden südöstlich von Marbach. Die Einwohner sind von kräftigem Körperbau, geordnet, fleißig und haben viel religiösen Sinn, der sich häufig bis zum Pietismus steigert; es sind daher auch die Volksbelustigungen abgegangen und nur ganz selten kommt noch der Tanz vor. Die Erwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und in mäßiger Ausdehnung Weinbau; eine besondere Erwerbsquelle bilden auch die Steinbrüche auf der Kuppe des Lembergs, die vortreffliche Keuperwerksteine liefern und schöne Einnahmen wie auch viele Gelegenheit zu Arbeitsverdienst sichern; sie sind theils Eigenthum der Gemeinde, theils von Privaten. Die gewonnenen und zum Theil verarbeiteten Steine werden nach Ludwigsburg, Stuttgart und in der Umgegend abgesetzt. Auch ein Muschelkalksteinbruch, aus dem Straßenmaterial gewonnen wird, und zwei Lehmgruben sind vorhanden.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)