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Affalterbach,


Gemeinde II. Kl. mit 1219 Einw., wor. 1 Katholik. a. Affalterbach, Pfarrdorf mit Marktrecht, 902 Einw.; b. Steinächlen, Weiler, 57 Einw.; c. Wolfsölden, Weiler, 260 Einw. Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Öffingen O.-A. Canstatt eingepfarrt.

Am östlichen Fuß des freistehenden, imposant aus dem fruchtbaren Flachland sich erhebenden, wohlgeformten Lembergs, liegt frei und angenehm auf einem sanften Ausläufer desselben das sehr ansehnliche, marktberechtigte Pfarrdorf, welches theils auf einen Flachrücken, größtentheils aber an einem leicht gegen Süden geneigten Abhang hingebaut ist. Die Lage des Orts ist gesund und gegen West- und Südwestwinde durch den Lemberg geschützt; sie erlaubt eine schöne Aussicht, besteigt man aber den nahen Lemberg, so erschließt sich dort dem Auge ein Panorama, das zu den schöneren des Königreichs gehört und sich über das Flachland hinweg an die Alb, den Schwarzwald, den Stromberg, den Heuchelberg und an den fernen Odenwald ausdehnt. Der ziemlich regelmäßig angelegte Ort ist von breiten, reinlich gehaltenen, gekandelten Straßen durchzogen, an denen sich die gerade nicht großen, jedoch meist gut erhaltenen Gebäude lagern. Die meisten Gebäude sind durch Hofräume oder Gärten von einander getrennt, was nicht nur zur Freundlichkeit des Orts, sondern auch für den Fall der Feuersgefahr zur Beruhigung wesentlich beiträgt. Der Ort ist mit fruchtbaren Obstgärten dicht umgeben und nur an der Westseite drängen sich die Weingärten bis an die äußersten Häuser des Dorfs. Auf dem höchsten Punkt an dem nordwestlichen Ende des Dorfs steht die Kirche, das Pfarrhaus und zwei Schulgebäude. Die ursprünglich alte Kirche wurde nach einer an der Südseite angebrachten Inschrift 1765 erweitert und bei dieser Veranlassung stylwidrig verändert; nur der spitzbogige Eingang an der Südseite und der mit einem halben Sechseck schließende Chor zeugen noch von der ehemaligen gothischen Bauweise der Kirche. Der an der Nordseite der Kirche stehende viereckige Thurm ist in seinen unteren Geschoßen sehr alt und mit Schießscharten versehen; 15′ über der Erdfläche befindet sich der rundbogige Eingang, der noch an den romanischen Styl erinnert. Das oberste Stockwerk (Glockenhaus) stammt aus neuerer Zeit und trägt ein schlankes, spitzes Schieferdach. Von den zwei Glocken hat die größere L. Neubert in Ludwigsburg 1850 gegossen, die kleinere trägt die Jahreszahl 1699. Das unansehnliche Innere der Kirche ist weiß getüncht, flach getäfelt und durch schlecht bemalte Emporen verbaut. Neben dem Altar liegt ein interessanter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)