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der 11/2 Stunden südöstlich von Marbach in einer fruchtbaren Ebene liegt.

Die Einwohner sind wohlhabende Bauern, die nach Bittenfeld Oberamts Waiblingen eingepfarrt sind, wohin auch die Kinder in die Schule gehen.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort versehen.

Einige 100 Schritte nördlich vom Ort führt die von Poppenweiler an dem Grenzwall ziehende Römerstraße (grasiger Weg) vorüber.

Das Stift Backnang erhielt 1230 von dem Grafen Berthold von Beilstein und seiner Gemahlin Adelheid von Bonfeld ein Gut und das Patronatrecht in S. geschenkt, worüber der Bischof von Speier 1234 Bestätigung ertheilte. Im J. 1243 vergabte Friedrich von Bonfeld all sein hiesiges Erbgut demselben Stifte, mit welchem S. durch die Reformation an Württemberg gelangte.

Marbach selbst war als Marktstätte schon frühe von Bedeutung. Es taucht in einer Urk. vom 29. Jan. 978 erstmals in der Geschichte auf, als der Bischof Balderich von Speier den Ort (villam Marcbach et quicquid ad eandem curtem pertinet) mit andern von einem Diaconus Wolvald mit Bewilligung der beiden Kaiser Otto ertauschte (Wirt. Urk.-Buch 1, 222). Fortan war für lange Zeit das Hochstift Speier Hauptbesitzer; es hatte das Marktrecht und Bischof Walther ließ sich dasselbe und den damit verbundenen Königsbann und Zoll am 17. März 1009 durch den Kaiser Heinrich II. bestätigen und noch als weitere Erlaubniß hinzufügen, Münzen daselbst zu schlagen nach Form, Schrott und Korn der Speirer und Wormser Münzen. (Ob und wie von letzterer Erlaubniß Gebrauch gemacht wurde, bleibt übrigens im Dunkeln).

An Württemberg scheint M. nach der Mitte des 13. Jahrh. durch Graf Ulrich mit dem Daumen gekommen zu sein (A. VII. 1). Einiges erwarb noch dessen Sohn Graf Eberhard der Erlauchte. Der Streit des letzteren mit dem Reich in Zeiten K. Heinrichs VII. und der zeitweilige Verlust fast seiner ganzen Grafschaft brachte über M. im J. 1311 den Jammer der Verwüstung, aus der sich die Stadt jedoch bald wieder erholte. Am 17. März 1346 weilte daselbst K. Ludwig der Baier auf seinem Zug von Frankfurt nach Baiern.

Am 14. Sept. 1405 wurde allhier durch den Kurfürsten Johann von Mainz ein Schutz- und Trutzbündniß verbrieft, welches sich in dem Streit der Könige Ruprecht und Wenzel als eigener

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)