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schwillt er öfters schnell an, tritt aus seinem Bett und überfluthet die ganze etwa 1/16 Stunde breite Thalebene, wobei er selten großen Schaden anrichtet und namentlich der Stadt selbst nie gefährlich wird, während die nur 1/8 Stunde unterhalb Marbach in den Neckar mündende Murr nicht selten mehreremal des Jahrs austritt und öfters furchtbare Verheerungen anrichtet. Die aus waldreichen bergigen Gegenden herkommende Murr kann ihre wilde Gebirgsnatur nicht verläugnen und ihr grünliches Wasser will sich lange nicht mit den klaren Fluthen des Neckars vereinigen und ist sogar bei der 1/4 Stunde unterhalb der Einmündung gelegenen Benninger Brücke noch erkenntlich.

Außer der Murr fließen auf der Markung in den Neckar: der Aichgraben 1/4 Stunde oberhalb der Stadt, und der Strenzelbach zunächst bei der Stadt, von letzterem wird ein Arm abgeleitet und zu einem kleinen Weiher geschwellt, dessen Abfluß eine den zahlreichen Gerbereien dienende Lohmühle in Bewegung setzt. Beide Bäche sind nicht von Bedeutung und versiegen zuweilen in trockenen Jahrgängen.

Das Fischrecht in dem Neckar und in der Murr steht 3 Privatpersonen zu, die sich hiedurch einen nicht unbeträchtlichen Nebenverdienst sichern; es kommen in beiden Flüßen hauptsächlich Weißfische, Barben, ziemlich viele Aale, weniger Karpfen und Hechte vor, die in die benachbarten Städte, besonders nach Ludwigsburg abgesetzt werden. Überdieß gewinnen die Eigenthümer des Fischrechts den Neckar- und Murrsand, der als Bausand gesucht, eine erkleckliche Einnahme abwirft.

Auf der Markung führt keine Brücke über den Neckar, sondern nur eine Fähre, welche zunächst der Stadt für Fußgänger besteht; den Verkehr mit den jenseits des Neckars gelegenen Orten vermittelt eine beinahe 1/2 Stunde unterhalb der Stadt bei Benningen angelegte Brücke. Über die Murr besteht oberhalb ihrer Einmündung eine steinerne Brücke, welche der Staat zu unterhalten hat, dagegen steht und stand die Unterhaltung von 2 weitern auf angrenzenden Markungen bestehenden steinernen Murrbrücken der Stadt zu; die eine am Holzgarten bei Murr, deren Unterhaltung mit dem Recht der Stadt, auf der Murr die Scheiterholzflößerei zu betreiben in Verbindung steht, die andere, die sog. Schweißbrücke besteht an der Straße nach Backnang, deren Baulast um die Ablösungssumme von 8500 fl. an den Staat übergegangen ist.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)