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einem etwas alterthümlichen, freundlich ansprechenden, ländlichen Wohnhausstyl mit einem Aufwand von 2470 fl. passend erneuert; dasselbe wurde unter der Bedingung es zu unterhalten, der Gemeinde überlassen, die nun einen besondern Mann, der zugleich den Fremden das Innere des Hauses zeigt, aufgestellt hat. Gleich beim Eintritt überrascht die im Hausgang aufgestellte kolossale Büste Schillers und einige an der Wand hängende Bilder. Von hier aus gelangt man in ein heimliches, einfach getäfeltes Stübchen, in welchem das Spinnrädchen von Schillers Mutter und Briefe, die der große Dichter an seine Mutter schrieb etc., aufbewahrt sind; an der Wand hängen in Öl gemalt die Bildnisse von Schillers Eltern. Das obere Stockwerk enthält zwei Gelasse, in dem einen ist wieder Schillers Büste aufgestellt und der Hut, den Schiller als Karlsschüler trug, aufbewahrt; an den Wänden hängen Bildnisse von Schiller und von dessen Familienangehörigen. Im Nebenzimmer (Schlafzimmer) steht ein Kasten, in welchem sämtliche Werke von Schiller, gestiftet von J. G. Cotta, Briefe von Schiller, Albums etc. aufbewahrt sind; an den Wänden hängen wieder Bildnisse von Schiller und seinen Anverwandten, wie auch der einfache Spiegel Schillers. Dieß sind die kleinen engen Räume, aus denen der große Mann, der eine ganze Welt im Herzen trug, hervorging.

Nicht ferne von dem Schillerhause steht aufwärts (südlich) in der Thorgasse das Haus, in welchem der große Mathematiker und Astronom Johann Tobias Mayer geboren wurde; es ist ein einfaches ländliches Häuschen, vor dem ein kleiner Garten liegt und dem bis jetzt kein äußeres Zeichen gegeben worden wäre, wenn es nicht sein dermaliger Besitzer Jakob Mack, Weingärtner, zur selben Zeit, als man das Schillerhaus erneuerte, neu herstellen und der Leseverein mit der Inschrift „Geburtshaus Tobias Mayers“ hätte versehen lassen. Über der Inschrift sind Sonne, Mond, Kometen und Sterne nicht schön, aber gut gemeint angemalt. In dem Rathhaussaal hängt die nach einem Ölbild gefertigte Photographie des Tobias Mayer.

Mit gutem, gesundem Trinkwasser, das 6 laufende Brunnen, worunter einer Privateigenthum ist, und viele Pumpbrunnen liefern,


    restauriren zu lassen, wie auch auf der Schillerhöhe dem unsterblichen Dichter ein bescheidenes Denkmal zu errichten; ersteres ist bereits erreicht und zu Errichtung des Denkmals ist bis jetzt ein Kapital von 6000 fl. angesammelt worden.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)