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Es stießen nämlich in der Fehde zwischen Ulrich dem Vielgeliebten und dem Pfalzgrafen Friedrich die Württemberger und Pfälzer am 30. April 1460 zwischen Wüstenhausen und Helfenberg aufeinander, wobei nach schwerem Kampfe die Württemberger siegten, aber auf ihrer Seite zwei Ritter Konrad von Heinrieth und Kaspar Speth fielen. (Stälin Württ. Gesch. 3, 522).

Zwischen dem Wandgemälde und der Inschrift befindet sich in der Wand ein Hacken und ein darüber auf die Wand gemaltes Spruchband, enthält folgende Worte:

Vnd uff diese stund wurd dieser kappenzipfel in Fenlins schaam den feinden abgewonnen.

Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß hier ehemals eine Art Trophäe hieng, welche einem Fähnlein (Abtheilung) zu seiner Schmach abgenommen wurde.

Bemerkenswerth ist endlich noch ein eisernes, sehr schön gearbeitetes Beschläge an der von dem Chor in die Sakristei führenden Thüre.

Die Glocken auf dem Thurme haben die Franzosen bis auf eine geraubt, zu der sich nun in neuerer Zeit eine weitere, die sog. Schillersglocke gesellte; sie wurde zur Feier des hundertjährigen Geburtsfestes Schillers von dem Komite des aus Deutschen bestehenden Schiller-Vereins in Moskau als Zeichen der Verehrung unseres Dichters gestiftet. Im Geiste der Widmung dieser Glocke hat das Komite den Wunsch ausgesprochen, daß dieselbe an Schillers Geburts- und Todestag je eine Stunde geläutet werde; zu diesem Zweck stiftete Bankier Hermann Achenbach in Moskau ein von der Stiftungsbehörde abgesondert zu verwaltendes Kapital von 400 fl. Die Glocke kam im August 1860 in Marbach an und wurde am 11. November erstmals eine Stunde geläutet. Die Glocke enthält auf der einen Seite das Bildniß Schillers, über demselben das Wort „Concordia“, unter demselben steht: Zur Eintracht zu herzinnigem Vereine, versammle sie die liebende Gemeine. Auf der anderen Seite sind in einem aufgeschlagenen Buche die Worte „vivos voco mortuos plango“ angebracht und unter diesem steht „der Heimath Schillers von seinen Verehrern in Moskau 10. November 1859.“

Das Eigenthum der Kirche, wie auch der Stadtkirche, und die Unterhaltung derselben steht der Stiftungspflege zu, die aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeindekasse kräftig unterstützt werden muß.

Was nun die Bestimmung der Kirche betrifft, so dient sie gegenwärtig zu Leichenreden und den Sommer über bisweilen zu Abendpredigten; für diese Zwecke ist sie offenbar zu groß, sie war daher

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)