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Laufgang hinter demselben nicht befindet. Die nicht unkünstlerisch gearbeitete Kanzel stammt, mit Ausnahme des später (1668) angebrachten Schalldeckels, aus der gleichen Zeit wie die Kirche; sie zeigt an der Kanzelbrüstung die 4 Kirchenväter und in ihrer Mitte den Papst Alexander I., den Schutzpatron der Kirche. Den Kanzelstock bildet ein Astwerk mit Blätter und Äpfeln, zwischen denen die Paradiesesschlange der Eva den Apfel bietet. Adam und Eva, die früher an dem Kanzelstock angebracht waren, werden jetzt in der Sakristei aufbewahrt. Auf dem Boden des Langhauses liegen mehrere, theilweise unleserlich gewordene Grabplatten aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, die meist Geistlichen angehören. An der Kirchenwand steht der Grabstein eines Adam v. Betendorf, der 1578 starb. Überdieß sind an den Wänden noch mehrere, auf Holz gemalte Todtenschilde aufgehängt, und im nördlichen Seitenschiff befindet sich eine alte Wandmalerei, den heil. Christoph, wie er das Christuskind durch die Fluthen trägt, kolossal darstellend. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um 3 Stufen höher gelegten Chor, der gothisch gehaltene Chorstühle, einen Todtenschild des 1464 gestorbenen Dietrich von Anglach und eine geschichtlich interessante Wandmalerei enthält; letztere stellt zwei vor einem Krucifix knieende Ritter dar, unter denen die Wappen der v. Speth und der v. Heinrieth angebracht sind (s. unten). Rechts des Kreuzes steht: O Jesu, Du Sun Davidt, vor Deinem Vater uns verdritt, und wellest uns für das zeitlich Leben in Deinem Reich das ewig geben. 15; links: Weil ihr habt Leyb und Leben für das Vaterland geben und seit im waren Glauben gestorben, ist auch beim Vater ..... erworben. 65. Die zwei Zahlen geben ohne Zweifel das Jahr 1565 an, in welchem das Gemälde neu übermalt wurde, denn seitwärts des Gemäldes ist folgendes angeschrieben:

anno 1460 begab sich uff sant philippi
vnd jacob der zwelffbotten abendt das
die durchleuchtigen hochgebornen Fürsten
vnd herrn der pfalzgraf vnd graf
ulrich von wirttenberg um abgesagter
vyndschaft uffeinander gestossen an dem
Furtraben. als dei pfalzgrafische etwa
wenig huss gebrannt hetten. traffen beider-
seiten miteinander an zwischen wystenhausen
vnd helffenberg. alda wurden die
zwen biederman erliich vnd ritterlich
erschlagen vnd mit dem her haym gefürt.
der almechtig got sy in gnedig. amen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)