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Chor ist mit schön gehaltenen Streben versehen an denen in der Richtung von Süd nach Nord folgende auf Konsolen stehende Figuren angebracht sind: 1. die heil. Magdalena, 2. der Apostel Paulus, 3. die Mutter Gottes mit dem Christuskinde, 4. der Apostel Petrus und 5. eine männliche Figur mit einem Hunde zu ihren Füßen, vermuthlich der heil. Dominikus. Über diesen Figuren erheben sich schön ornamentirte Baldachine, von denen Halbfialen bis an die Spitzen der Pfeiler emporstreben. An der Südseite der Kirche steht zwischen Chor und Langhaus ein in minder gutem Geschmack gehaltenes, später angebautes Thürmchen, das eine Wendeltreppe enthält; über dem Eingang desselben ist der sog. wilde Mann, Mars Bacchus (s. hier. unten), mit der Linken sich auf das Stadtwappen stützend und die Jahrszahl 1602 angebracht. Die Kirche hat keinen eigentlichen Thurm und erst im Jahr 1833 wurde ihr zwischen Chor und Schiff ein sog. Dachreiter aufgesetzt; er ist unten viereckig und geht gegen oben in ein Achteck mit gothisch gehaltenen Fenstern über, das eine schiefergedeckte Kuppel mit einer sog. Laterne trägt. Von den 3 Glocken ist die größte von L. Neubert in Ludwigsburg 1829 gegossen worden, die mittlere trägt die Umschrift: Soli deo gloria 1699, die kleinste ist unzugänglich. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist freundlich und hell; an die Stelle der ursprünglichen Gewölbe in Schiff und Chor sind flache Holzdecken getreten, dagegen hat sich der alte spitze Chorbogen noch erhalten.

An der Kirche sind ein Stadtpfarrer, zugleich Dekan, und ein Helfer angestellt.

2. Die Alexanderskirche, ein herrliches Denkmal einfach-edler gothischer Baukunst, liegt außerhalb (nordöstlich) der Stadt auf einer Anhöhe jenseits des Strenzelbach-Thälchens und bildet in ihrer großartigen Schönheit eine Zierde nicht allein der Stadt, sondern auch der ganzen reizenden Umgegend. Um die Kirche liegt der mit einer festen, mit Umlauf versehenen Mauer eingefriedigte Begräbnißplatz; über dem Eingang in denselben befindet sich die Wohnung des Todtengräbers. An der nördlichen Seite besteht die ursprüngliche Umfassungsmauer nicht mehr, indem der Begräbnißplatz in dieser Richtung sehr bedeutend erweitert wurde, dagegen haben sich die beiden ursprünglichen Eckthürme noch erhalten.

Die im spätgothischen Styl zu Ehren des heil. Alexanders erbaute, noch unverdorben erhaltene Kirche schließt am Chor mit einem halben Achteck, dessen Streben nach Außen, während die des Langhauses nach Innen angelegt sind; die Eingänge und Fenster sind

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)