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Jahr 1634; vom Juli 1635 bis Januar 1636 starben allein in Großbottwar 629 Personen. Ende 1642 rückte das ganze französisch-weimaranische Heer mit einem ungeheuren Trosse in Württemberg ein, und wie andere Städte wurden Großbottwar und Marbach am 31. Dez. und Beilstein am 1. Jan. 1643 geplündert und in letzterer Stadt 16 Häuser in Asche gelegt. Unter Johann von Werth vorgerückt, veranlaßten die Bayern im Januar 1643 das genannte Heer zum Rückzug; da kam es am 20. (30.) d. M. bei Marbach zu einem größeren Vorpostengefecht, auf dessen ihnen ungünstigen Ausgang hin die Bayern nach einer bei Großbottwar gehaltenen allgemeinen Musterung dem Remsthal zuzogen. Hinwiederum überschritten am 2. (12.) April 1645 die französisch-weimaranischen Truppen unter Turenne und Rosen bei Marbach den Neckar, und abermals am 23. Aug. (2. Sept.) 1646 befand sich Turenne, aus der Heilbronner Gegend nach Waiblingen ziehend, innerhalb der Mauern Marbachs. 1

Das härteste Schicksal durch Brand und Plünderung traf die Städte Marbach und Beilstein und deren Umgebung in dem sog. orleanischen Kriege durch das französische Heer unter dem Dauphin und dem Duc de Lorge. Unter arger Mißhandlung wurden im Sommer 1693 die Einwohner Marbachs hinausgejagt und durften nichts von ihrer Habe mitnehmen; mehrere Greise und Kranke wurden ermordet. Nach vollzogener Ausplünderung der Stadt wurde dieselbe durch mehrere Reiter am 18. (28.) Juli d. J. an vielen Orten zugleich angezündet, und in wenigen Stunden war sie fast ganz – über 400 Häuser – in Asche gelegt. Ähnlichen Jammer erlitt Beilstein (s. d.). Am 20. (30.) Juli stand das französische Heer – von Pleidelsheim, wo sich das Hauptquartier des Dauphins befand, über Höpfigheim bis gegen Großbottwar in zwei Treffen, und den 27. Juli (6. Aug.) lagerte dasselbe wieder bei Pleidelsheim, (v. Martens 533. 534). In Folge des elenden Lebens starben eine Menge Menschen an einreißenden Krankheiten, und die Bürgerschaft in Marbach sank von 300 Köpfen auf 90–100 herab, in Rielingshausen von 72 auf 46. Der Schaden, welchen Marbach erlitt, wurde auf 378.267 fl., der des gesamten Oberamts auf 747.911 fl. berechnet. Der Marbacher Bürger Caspar Weinlin wurde deßhalb 1696 mit einem Sammelpatent nach Norddeutschland geschickt und gelangte bis Hamburg und Wismar; er bekam jedoch wenig, weil überall auch die Pfälzer in gleicher Bedrängniß um Beisteuer baten. Bürgermeister Römer bei ähnlicher Ansprache in Oberschwaben und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)