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Lehensverband, welcher erst 1805 mit Auflösung des deutschen Reichs zu Ende ging.

Die wiederholten Reibungen Württembergs mit Churpfalz machten einsmals auch unsere Gegend zum Kriegsschauplatz. Am 30. April 1460 erfochten anfänglich die Pfälzer, 300 Reiter stark unter Albrecht von Berwangen, Marschall und Vogt zu Heidelberg, angerückt, zwischen Wüstenhausen (O.-A. Besigheim) und Helfenberg einen Sieg über die von Beilstein herziehenden Württemberger. Da drang eine Abtheilung der letzteren aus dem Hinterhalt hervor, schlug einen Theil der Pfälzer in die Flucht, und brachte einem andern, dessen Anführer, Lutz Schott, fortkämpfen wollte, aber selbst gefangen genommen wurde, eine gänzliche Niederlage bei; viele Pfälzer, namentlich Edelleute, geriethen in württembergische Gefangenschaft. (S. Mich. Beheim’s Reimchronik in Quellen zur bayer. und deutschen Gesch. 3, 77–82, Artzt, Chronik von Weissenburg eb. 2, 176, Stälin, Wirt. Gesch. 3. 522, und unten Marbach beim topogr. Th.). – Aber nicht lange darauf wandte sich das Kriegsglück. Der Württemberger Graf, Ulrich der Vielgeliebte, gerieth selbst, in der Schlacht bei Seckenheim am 30. Juni 1462, in die Gefangenschaft des Pfalzgrafen Friedrich, und mußte jetzt gezwungen sein Schloß und seine Stadt Marbach mit der Vogtei und den zugehörigen Amtsorten zu pfälzischen Lehen machen; für die richtige Bezahlung des Lösegeldes mußte Bottwar unter andern Orten zum Pfande dienen. Erst der glückliche Zug des Herzogs Ulrich gegen die Kurpfalz vom Jahr 1504 befreite Württemberg wieder von solcher Lehenspflicht, von welcher K. Maximilian den Herzog mittelst Urkunde vom 1. Aug. d. J. entledigte, und im Jahr 1512 verzichtete Kurpfalz förmlich auf alle Lehensansprüche.

Im Jahr 1514 regte der Bauernaufstand, der sog. arme Conrad, die Bauern mächtig auf. Als auf den mit Herzog Ulrich hierauf errichteten Tübinger Vertrag gehuldigt werden sollte, dieses aber von den Aufständischen des armen Conrads in mehreren Ämtern verweigert wurde, geschah letzteres auch in Marbach, wo eine große Volksversammlung Statt hatte vor dem Rennhause, welches von Herzog Ulrich mit bedeutenden Kosten zu seiner Ergötzlichkeit erbaut worden war, diesen Herzog jedoch nicht überdauerte. Indeß war bald darauf, wie in den übrigen Landestheilen so auch hier, die Empörung vollends niedergedrückt.

Nach der Vertreibung Ulrichs durch den schwäbischen Bund ergaben sich Großbottwar am 8. April 1519, Marbach am folgenden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)