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6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind ziemlich einfach, indem außer zwei Gliedern der Trias, Muschelkalk und Keuper, nur noch im nordöstlichsten Theil des Bezirks die unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias) in ganz geringer Verbreitung vorkommen. Diese anstehenden Gebirgsformationen sind öfters in großer Ausdehnung mit Diluvial- und Alluvialablagerungen bedeckt.

1. Die Muschelkalkformation geht nur mit ihren oberen Schichten (Hauptmuschelkalk, Dolomit und Lettenkohlengruppe) zu Tage, so zwar daß der Hauptmuschelkalk nirgends bis zu den Encrinitenbänken aufgeschlossen ist, viel weniger daß die tiefer liegenden Schichten (Anhydritgruppe und Wellenkalk) an die Oberfläche treten würden. Der Hauptmuschelkalk erscheint meist wohlgeschichtet, von rauchgrauer Farbe mit thonreichen Schichten durchsetzt und geht zuweilen gegen unten in Brockelfelsen über. Er steht hauptsächlich an den schroffen Thalgehängen des Neckars und der Murr zu Tage, während er sich in die Seitenthäler und Thälchen der beiden Hauptthäler meist nur auf kurze Strecken hineinzieht.

Von Versteinerungen kommen in dem Hauptmuschelkalk, wiewohl im allgemeinen selten, vor: Terebratula vulgaris, Gervillia socialis, Myophoria Goldfussii und vulgaris, Lima striata, Pecten laevigatus und discites, Nautilus bidorsatus, Ceratites nodosus, Palinurus Suerii etc.

Der Hauptmuschelkalk wird sehr häufig abgebaut und vorzugsweise als Straßenmaterial, nicht selten auch als Baustein und zum Kalkbrennen benützt.

Gegen oben geht der Muschelkalk in den zuweilen thonigen Dolomit über, der übrigens keine bedeutende Mächtigkeit erreicht und nirgends auf der Hochebene zu Tage tritt; mit dem Dolomit in den unteren Schichten wechsellagernd entwickelt sich über demselben:

Die Lettenkohlengruppe mit ihren Dolomiten, Kalk- und Thonmergeln, denen in mehreren Wechsellagerungen der Lettenkohlensandstein eingelagert ist, welcher sich zu einer Mächtigkeit von 10–20′ ausgebildet hat.

Die Lettenkohlengruppe tritt nur an den obern Muschelkalkthalrändern auf und verbreitet sich von da mehr oder weniger, jedoch nirgends in namhafter Ausdehnung auf der Hochebene. Die Sandsteine derselben werden bei Mundelsheim, Murr und Steinheim abgebaut und liefern vortreffliche Bau- und Werksteine.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)