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und ihre Häuser wurden in Zellen, die Pfarrkirche in eine Klosterskirche umgewandelt. Unter Anführung des Abts Wilhelm von Hirschau, der die Grafen hauptsächlich zu der Stiftung bewogen hatte, kamen noch i. J. 1089 17 Mönche von Hirschau in dem Kloster an. Sie waren auf der Höhe von dem Kloster in Gauingen von den Pferden gestiegen und hielten von da barfuß ihren Einzug in das Kloster. Mit der Regel des h. Benedicts wurde ihnen von Wilhelm der Mönch Wezilo zum Propst gegeben, nach 2 Jahren aber wurde ein Abt gewählt und jetzt fing man auch an, ein eigentliches Kloster zu bauen. Die Grafen von Achalm waren bis jetzt noch Eigenthümer ihres gestifteten Guts geblieben; i. J. 1092 übergaben sie dasselbe aber feyerlich, nach der Sitte, durch die Hand eines Dritten, des Grafen Mangold von Veringen an das Kloster, der dieses im folgenden Jahre unter den Schutz Papsts Urban II. stellte, und von diesem in einer noch im Original vorhandenen Bulle v. J. 1093 die Bestätigung des Klosters erhielt. Das Kloster fand bald eine Menge Wohlthäter, deren Namen bey Sulger und Ortlieb zu lesen sind. Unter den bedeutendsten waren die Grafen von Veringen und der Herzog Boleslaus von Polen, der eine Gräfin von Berg (an der Donau) zur Gemahlin hatte. Mit den Kräften vergrößerte sich auch die Anstalt, es wurde fortwährend gebaut, und schon i. J. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder (welche hauptsächlich zum Bauen gebraucht wurden) und 62 Klosterfrauen. Unter denselben waren Glieder der vornehmsten fürstlichen und gräflichen Familien.

Zu gleicher Zeit mit dem Mönchskloster entstand neben diesem auch ein Frauenkloster, worin schon i. J. 1101 die Gräfin Adelheid von Dillingen, Wittwe des Grafen Ulrichs von Gamerdingen, das klösterliche Gelübde ablegte. Zwiefalten ist nicht das einzige Beyspiel, daß Manns- und Frauenklöster neben einander, sogar unter Einem Dach waren: in Zwiefalten fand man jedoch eine allzugroße Nähe (die Nonnen hatten ihre Zellen um die Klosterkirche her) bald anstößig, und es wurde deßwegen, hauptsächlich auf Kosten der Gräfin

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)