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die ärztliche Behandlung des Gestüts, so wie die Verrechnung aller Einnahmen und Ausgaben zu besorgen.

Die Geschichte von Marbach ist dunkel. Ob der Name Marbach schon auf eine ursprüngliche Bestimmung des Platzes zur Pferdezucht, oder aber auf eine Grenzbestimmung etwa der Münsinger Mark hindeute, ist unbekannt. Vor der Reformation soll M. eine Maierey von dem Kloster Güterstein gewesen seyn, verbunden mit einer Caplaney, wovon man noch Spuren findet. Die erste Einrichtung zu einem Gestütshof machte, so viel man weiß, Herzog Ludwig i. J. 1573; Herzog Wilhelm Ludwig erweiterte und verbesserte die Anstalt i. J. 1674, noch mehr aber Hz. Eberhard Ludwig, von welchem die jetzigen Gebäude größtentheils herrühren, in den Jahren 1714 bis 1729. Schon früher erwarben sich die in Marbach gezogenen Pferde einen großen Ruf; seine größte und glänzendste Ausdehnung hatte das Gestüt unter Herzog Carl; den Ruhm ausgezeichneter Pferde verlor es aber wieder durch dessen Geschmackswechsel und spätere Vorliebe für die Holsteinische und andere norddeutsche weiche Racen.

Unter dem jetzigen König wurde der Anstalt wieder besondere Sorgfalt gewidmet, zugleich wurde sie von dem Hofe getrennt und zur Staats-Anstalt erklärt, und als Muster und Pflanzschule für die Landpferdezucht einer, unter dem Ministerium des Innern stehenden, eigenen Verwaltungsbehörde übergeben. Als das einzige Mutterstuten-Gestüte hat Marbach, nach dem aufgestellten System, jeden im Lande erforderlichen Schlag, vom Reitpferd bis zum Wagenpferd zu enthalten, und es wird neuerlich hauptsächlich auf letztere viel verwendet.

In dem Thale bey Marbach befand sich ehemals ein großer, übrigens künstlicher See, der sich von Gomadingen bis gegen Marbach erstreckte und an seinem Ausfluß eine Sägemühle trieb, i. J. 1765 aber trocken gelegt und in Wiesen verwandelt wurde, welche noch den Namen Seewiesen führen.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)