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Gebäude, und am Fuße des Schloßbergs die Wohnung des Försters.

Auf der Stelle des Schlosses stand ursprünglich die Burg der Grafen von Grafeneck, welche mit Mauern und Graben und außerhalb noch mit einem besondern Vorwerke versehen war. Herzog Christoph ließ sie 1560–1563 abbrechen und ein neues Schloß an ihre Stelle bauen. Zweyhundert Jahre später wurde von dem Herzog Carl der vordere Theil dieses Schlosses abgebrochen, und auf seinen Grund das jetzige gebaut, der andere Theil aber in seiner jetzigen Gestalt hergestellt; zugleich wurde der alte Graben überwölbt und zu einer schönen katholischen Capelle eingerichtet, welche aber durch Feuchtigkeit verdorben wurde.

Grafeneck ist durch seine Lage zu einem Jagdschlosse geeignet, wie selten ein anderer Platz, aber Carl machte bald mehr, als ein bloßes Jagdschloß daraus; es war ein Lieblingsaufenthalt für ihn geworden, wo er alle Freuden des Lebens zu vereinigen suchte, und schnell entstand, wie auf der Solitüde, neben dem Schlosse eine Reihe von Gebäuden, selbst ein Opernhaus fehlte nicht. Die Umgebung wurde mit allen Reizen ausgestattet. Schon Christoph hatte einen großen Hirschplan angelegt, hatte anmuthige Nadelhölzer gepflanzt, einen Reigersee gegraben. Carl wandelte Alles um, that in Allem noch mehr, und machte aus dem stillen Grafeneck ein vollkommenes Hoflager. Aber schon zu Lebzeiten des Herzogs zerfielen die Anlagen, noch mehr nach seinem Tode; i. J. 1798 wurde ein Theil der Gebäude abgebrochen, und 1808 auch das Opernhaus nach Monrepos versetzt. Dagegen wurde das Schloß selbst immer in gutem Stande erhalten, und außer demselben sind jetzt noch die obengenannten Gebäude vorhanden, wovon der Officiantenbau seit 1822 dem Münsinger Verein für Pferdezucht eingeräumt ist. Herzog Carl ließ auch eine kostspielige Wasserleitung von den Quellen am Eisenrüttel bey Dottingen nach Grafeneck anlegen, die aber nur 3 Tage lang ihre Dienste that, und als zu kostspielig wieder aufgegeben wurde.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)