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Das Rittergut Niedergundelfingen des Freyherrn von Reichlin-Meldegg besteht 1) in dem zerfallenen Schlosse Niedergundelfingen und dem schon bezeichneten Antheil von Gundelfingen mit 149 Einwohnern, 2) in einem Antheil an Weiler. Vormals Constanzisches, von Reichenau herrührendes Lehen, ist das Gut jetzt Würtembergisches Mannlehen. Es besaß früher die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und war dem Canton Donau einverleibt. Die höhe Jagd hatte schon in ältern Zeiten Würtemberg, die niedere Fürstenberg. Der reine, jährliche Ertrag ist von der Grundherrschaft auf 900 bis 1000 fl. berechnet.

Das Rittergut Hohengundelfingen umfaßt 1) die zerfallene Burg Hohengundelfingen mit dem bezeichneten Antheil an dem Dorfe Gundelfingen, 2) das Dorf Dürrenstetten. Es ist freyes Allodium. Sein reiner Ertrag ist von der Grundherrschaft auf 1100 fl. berechnet. Vormals besaß es die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und galt als abgerissener Theil- und Stammpunkt einer Reichsherrschaft selbst sogar für eine unmittelbare Reichsherrschaft. Es war keinem Rittercanton zugetheilt, übrigens auch bey dem Reiche nicht besonders immatrikulirt. Das Besteurungsrecht stand dem Besitzer für sich zu, wurde aber in Rücksicht auf die schweren Grundlasten nicht ausgeübt. Das Jagdrecht übte schon von alten Zeiten her, wiewohl nicht unbestritten, Würtemberg aus. Die Einwohner von G. sind arm und suchen sich zum Theil durch Gewerbsfleiß fortzubringen. S. Gewerbstabelle und S. 85. Das bedeutendste Gewerbe ist die Weberey, welche ziemlich stark betrieben wird. Die Lauter treibt 3 Mahlmühlen, 1 Öhl- und 1 Gypsmühle. Unter den erstern ist die Wittsteig, ohne Zweifel von Veit, Vitus und der Steige her, welche ehemals von da zu dem Schlosse Hohengundelfingen führte, so genannt; in älterer Zeit findet man ihn auch wirklich Vitsteige geschrieben. Die Mühle gehört zu der Herrschaft Hohengundelfingen; sie war ehemals zugleich Amts- und Rathhaus, und noch jetzt werden darin von dem Müller, der zugleich Gumppenbergischer

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)