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die ihnen von Kaiser Friedrich II. zur Strafe für ihre Weigerung, mit ihm nach Italien zu ziehen, auferlegt worden wäre.

Den alten Weiler Offenhausen traf dasselbe Schicksal, wie früher den Weiler Zwiefalten: die Einwohner mußten auswandern, und da der Ort in einem gar üblen Rufe stand, so soll Kaiser Friedrich sogar befohlen haben, ihn zu zerstören. Den schlimmen Ruf des Orts theilte nachher auch das Kloster, worin nach ältern Berichten kaum zu verhüten war, daß nicht „die Wände von kleinen Kindern beschrieen wurden.“ Aus diesem Grunde blieb ihm auch, ob es gleich den Namen Gnadenzell erhalten hatte, doch immer der Namen Offenhausen als der bezeichnendere; denn durch die Lebensart der Gottgeweihten Jungfrauen war es zu einem wahren offenen Haus geworden. Alle Versuche, bessere Zucht und Ordnung einzuführen, scheiterten an dem Leichtsinn und Muthwillen, der in dem Kloster herrschte. Herzog Eberhard im Bart jagte endlich das verdorbene Volk ganz auseinander und besetzte das Kloster mit einer neuen Colonie. Es ward jedoch nicht viel gewonnen; der alte Geist blieb, bis endlich die Anstalt ganz aufgehoben wurde. Dieß geschah in Folge der Reformation, welche i. J. 1537 auch in dem Kloster eingeführt wurde. Das Kloster blieb jedoch noch lange besetzt und i. J. 1542 wurde den Frauen ein eigener evangelischer Prediger gegeben, der sich aber bitter über den Widerwillen der Frauen gegen das Evangelium beschwerte.

Nachdem das Kloster endlich leer geworden war, wurde es in eine Gestüts-Anstalt verwandelt, welche mit Marbach in der Art in Verbindung gesetzt wurde, daß die Stutenfohlen ihren Aufenthalt in Offenhausen, die Hengstfohlen aber in dem Kloster Güterstein erhielten. Nach mancherley Veränderungen in dieser Einrichtung wurde die Anstalt zu Offenhausen i. J. 1796 größtentheils nach Einsiedel versetzt, i. J. 1810 aber von da neuerdings zurückverlegt.

Schon im J. 1590 war zu Offenhausen auch eine Anstalt zur Maulthierzucht, welche abwechselnd bald dort, bald

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)