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nur der Kirchensatz mit 3 Hofgütern war Würtembergisches, von Güterstein herrührendes Lehen, ist aber auch i. J. 1823 von dem Grundherrn allodificirt worden. Sämmtliche Einwohner drückte früher das Falllehens-System in vollem Maße, bis dasselbe durch Vertrag vom Jahr 1787 aufgehoben und die Bauerngüter in Erblehen verwandelt wurden. Die Schafweide gehört dem Grundherrn.

Der Ort liegt größtentheils an den beyderseitigen Abhängen des engen Thals; zum Theil zieht er sich noch in das Apfelstetter Thälchen hinein. Über die Lauter führen in dem Ort eine steinerne und eine hölzerne Brücke. Bey dem Orte befinden sich die Reste von zwey alten Schlössern, nebst einem von dem jetzigen Gutsherrn neugebauten Wohnsitze. Das eine von jenen liegt am Berge, hinter der Kirche, und wird jetzt noch als Fruchtkasten benutzt, das andere, welches am Wasser lag, ist in neuern Zeiten erst abgebrochen und zu Ökonomiegebäuden verwendet worden.

Die Bevölkerung hat seit 10 Jahren nicht unbedeutend, hauptsächlich aber bey den Juden (im Verhältniß zu den Christen dreyfach) zugenommen. S. o. S. 57 u. ff. Der Ort hat 1 Mahlmühle, 2 Öhlmühlen und 3 Schildwirthschaften; unter den Gewerbenden befindet sich auch ein Maler. – Die Juden lassen ihre Güter durch die Christen im Taglohne bauen, und die Mannsleute sind den meisten Theil des Jahrs auf dem Hausirhandel abwesend. Im Jahr 1821 nahmen sie bleibende Familiennamen an. Ihre Ansiedelung erfolgte mit 25 Familien im Jahr 1787, durch Gestattung der Familie von Liebenstein. Ihre Kinder genießen den Elementarunterricht von dem christlichen Schullehrer, den Unterricht in der Religion und in der hebräischen Sprache aber von dem Rabbiner. Sie haben hier eine Synagoge und einen Kirchhof. Zu der Pfarrey gehört auch Apfelstetten; der Heilige hat viele Gefälle – den großen und kleinen Zehnten in Apfelstetten, Zehnten und Landgarben in Münsingen, Bremelau, Ehestetten, Hundersingen etc.; dennoch leidet er an einem Deficit, zu dessen Hebung die Pfarrey von 1822/24 unbesetzt blieb, und auch

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen132.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)