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und Nischen sind überall die herrlichsten Tropfsteingebilde zu schauen. [1]

Die größte Länge dieser Halle, welche sich nordwestwärts zieht, beträgt 50, deren größte Breite 30 Schritt, und deren größte Höhe, in der mittleren kuppelähnlichen Wölbung 45 bis 50 Fuß. Der Boden senkt sich fortwährend abwärts, ist naß und sehr schlüpfrig, und besteht aus einem feinen gelblichen und röthlichen Thon (Trippel). Bey n findet sich eine Grube, der Brunnen genannt, worin ehemals Trippelerde gegraben worden seyn soll; da übrigens einmal Erz in der Höhle gesucht worden seyn soll, so könnte die Grube auch noch daher rühren. Hinter der Grube zieht sich, gleich einem Backofen, in einer Breite von 18, und in einer Höhe von 3 – 4 Fuß eine Nebenhöhle (p) einwärts, die sich immer mehr erniedrigt, und so weit sie untersucht werden konnte, 24’ lang ist. Sehr wahrscheinlich setzt diese Nebenhöhle in unzugänglicher Tiefe weiter fort.

Einige Schritte östlich von der Grube bey o befindet sich in einer Felsenecke, ungefähr 4 Fuß über dem Boden, die Tropfsteinbildung, welche vom Volke, ihrer Ähnlichkeit wegen, die Glocke genannt wird. An und neben der Glocke findet man eine unzählige Menge von Namen angeschrieben. Südwestlich, nahe an der Grube, bey M erblickt man, 14 – 15 Fuß in der Höhe, an der Felsenwand eine 6 – 8 Fuß breite und 10 Fuß hohe, dunkle Öffnung, welche man für eine bisher noch unbesuchte Fortsetzung der Höhle gehalten hat. Bey der Untersuchung mittelst einer Leiter aber fand sich’s, daß diese Sage grundlos, und daß diese Öffnung blos eine kleine Seitenhöhle oder Nische ist, die sich kaum 18 Fuß weit in den Felsen hineinzieht, und dann in einem engen Winkel schließt. In dieser Seitenhöhle aber trifft man (weil sie wegen ihrer Höhe der Zerstörungssucht


  1. Das von Herrn Diezel beobachtete starke Träufeln war ohne Zweifel Folge der Jahreszeit; denn außer derselben ist es sehr gering.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen034.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)