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Jahrtausende, zerfallene Burgen untergegangener Geschlechter und dunkle Waldgebirge wechseln überraschend mit friedlichen und anmuthigen Naturscenen fast bei jedem Schritte ab. Je weiter man abwärts kommt, desto merkwürdiger wird das Thal, bis es am Ende zwischen Felsen so eingeengt ist, daß neben dem Flusse auch nicht ein Fußpfad mehr Platz findet. Häufig verschieben sich die beyden Gebirgsseiten so ineinander, oder rücken sich so nahe, daß man das Thal für geschlossen hält, und oft wirklich auch nur durch eine enge Felsenpforte einen Ausgang findet. Merkwürdig ist insbesondere auch der quer über das Thal von einer Bergwand zur andern laufende und von dem Flusse durchbrochene Felsengrat bei Weiler. Die Reize und Schönheiten des Thals werden noch durch mehrere Wasserfälle, hier Giesel genannt, vermehrt, wovon einer „der hohe Giesel“ zwischen Schiltzburg und Unterwilzingen, ein anderer unterhalb Wilzingen und noch mehrere zwischen Reichenstein und der Laufenmühle, der schönste aber bey der Laufenmühle selbst sich befinden, welche ohne Zweifel wie die meisten gleichbenannten Orte von dem Falle den Namen hat.

Von Offenhausen zählt man, die Schlösser abgerechnet, 16 Orte in dem Thale, wovon 14 zu dem Münsinger Oberamt gehören.

Da auch die Lauter, wie fast alle unsere Donau-Einflüsse, auf vielen Strecken wenigstens, nur einen geringen Fall hat, und überdieß zur Wässerung benutzt wird, so ist das Thal häufig unter Wasser gesetzt, und von Schiltzburg an abwärts ist in der Regel schwer darin fortzukommen.

Große Fruchtbarkeit herrscht nicht im Thale; das Thal ist zu eng, seine Lage zu hoch, als daß es sich in dieser Beziehung auszeichnen könnte.

Seine mittlere Höhe übersteigt die – der nördlichen Thäler, namentlich des Echatz- und Ermsthals um 500 Fuß; Wiesen sind die Hauptsache darin, an Weinbau ist, wie in dem ganzen Oberamt nicht zu denken; selbst die Obstzucht ist, mit wenigen Ausnahmen, unbedeutend darin.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen023.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)