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Stammheim,


Gemeinde III. Kl. mit 775 Einw., worunter 8 Kath. Stammheim, Pfarrd., mit dem neuen Wirthshaus an der Elbenstraße. – Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Der mittelgroße, von Westen nach Osten in die Länge gebaute Ort liegt 5/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt auf dem weitgedehnten Strohgäu (langes Feld) an dem Anfange eines unbedeutenden Wiesenthälchens, das einem kleinen, bei Stammheim beginnenden Bach als Rinne dient und zwischen Zuffenhausen und Zazenhausen in das Feuerbach-Thal einzieht. Der obere (westliche) Theil des Orts hat eine freie, offene Lage, während der mittlere mehr an einem ganz sanften Abhange, der untere aber im Thälchen gelegen ist; an dem südlichen Ende des letzteren steht die Kirche und das Pfarrhaus. Die nicht besonders ansehnlichen, aus Holz erbauten, häufig mit steinernem Unterstock versehenen Gebäude lagern sich an den reinlich gehaltenen, breiten Ortsstraßen, von denen übrigens nur die der Länge nach durch den Ort ziehende Hauptstraße gekandelt ist. An der östlich vom Dorf über die Markung gehenden Eisenbahn nach Ludwigsburg steht ein Bahnwärterhaus.

Die Pfarrkirche, deren Langhaus, namentlich auf der Nordseite styllos verändert worden, gehört zwei Bauperioden an, indem der Chor (ursprünglich die Kapelle, welche im Jahr 1506 zur Pfarrkirche erhoben wurde, vergl. unten) aus der guten germanischen Periode stammt und älter ist, als das Schiff, welches nach der über dem zugemauerten, südlichen Eingang angebrachten Jahrszahl 1522 erbaut wurde; unter dieser Jahrszahl befinden sich die Wappen der Herren von Stammheim und von Thumb. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist mit Strebepfeilern versehen und enthält spitzbogige Fenster, deren Maßwerke jedoch herausgenommen sind. Das Innere der Kirche, welches durchaus weiß getüncht wurde, ist in dem Langhause flach gedeckt, während der um eine Stufe höher gelegte Chor mit einem schönen Netzgewölbe versehen ist, dessen Gurten theils von Wappenschildern, von denen einer das Wappen der Herren von Stammheim enthält, theils von Köpfen ausgehen. Auf den beiden Schlußsteinen ist das v. Stammheim’sche Wappen und Johannes der Täufer angebracht; überdieß befinden sich an zwei Gurtenkreuzungen noch Schilde mit Steinmetzzeichen. Der Chor enthält auch noch ein im germanischen Styl schön gehaltenes Tabernakel, sauber geschnitzte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0323.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)