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Morgen. Den besten Wein auf der Markung erzeugen die Thalhäuser Weinberge.

Die Obstzucht, welche sich nur mit Mostsorten und ziemlich viel Zwetschgen beschäftigt, wird in großer Ausdehnung betrieben und erlaubt in günstigen Jahren einen Verkauf nach Außen von 6–7000 Sri. Kernobst und 600 Sri. Zwetschgen; im Jahr 1855 wurden, neben Befriedigung des eigenen Bedarfs, gegen 5000 fl. aus Kernobst erlöst.

Eine Baumschule, welche hauptsächlich zur Belehrung der Schüler dient, ist vorhanden.

Pferdezucht findet nicht statt, dagegen werden viele, zum Theil sehr tüchtige Pferde gehalten.

Der aus einem braunen Neckarschlag bestehende Rindviehstand ist sehr beträchtlich und wird durch vier tüchtige Farren nachgezüchtet. Einige Mastung findet statt und mit Vieh wird lebhaft auf benachbarten Märkten gehandelt.

Auf der Markung laufen im Vorsommer 200 Stücke, im Spätsommer 550 Stücke meist Bastardschafe, wofür der Gemeindekasse als Pachtsumme jährlich 430 fl. und für die Pferchnutzung 6–700 fl. zufließen.

Die Schweinezucht ist nicht unbedeutend, jedoch werden immer noch mehr Ferkel (in neuerer Zeit meist englische Bastarde) von Außen aufgekauft, als im Ort gezogen.

Mit Geflügel wird einiger Handel nach Stuttgart getrieben.

In der Glems, die übrigens nur Weißfische, Grundeln und Krebse führt, hat die K. Hofdomänenkammer das Fischrecht, welches an einen Ortsbürger verpachtet ist.

Außer den schon berührten Mühlgewerben sind nicht allein die nöthigsten, sondern auch solche Handwerker vorhanden, welche gewöhnlich in Dörfern nicht gefunden werden, wie Flaschner, Glaser, Gerber, Sattler etc.; überdieß bestehen zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und drei Kaufläden.

Zur Förderung des Verkehrs bestehen außer der durch den Ort führenden Landstraße noch Vicinalstraßen nach Möglingen und Ludwigsburg, nach Hemmingen, nach Markgröningen und nach Nippenburg; überdieß führt die Straße von Markgröningen auf die Stuttgart–Vaihinger Landstraße über die Markung. Im Ort besteht eine Post, von der ein von Leonberg kommender Eilwagen Morgens und Abends bis zur Eisenbahnstation Asperg und von da wieder zurückgeht. Die Entfernung von der östlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt zwei Stunden und die zu dem nördlich gelegenen Markgröningen 3/4 Stunden.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0317.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)