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Stufen höher gelegte Chor, unter dem sich die Gruft der ehemaligen adeligen Besitzer des Orts befindet, enthält ein schönes Netzgewölbe mit fünf Schlußsteinen, die übrigens so stark getüncht sind, daß ihre Bildwerke nicht mehr erkannt werden können. Das untere Stockwerk des Thurms, welches ursprünglich als Kapelle diente, ist mit einem Netzgewölbe gedeckt und enthält eine im germanischen Geschmack schön gehaltene Wandnische (Tabernakel). Die Kirche wird von der Stiftungspflege und der Gemeindepflege gemeinschaftlich unterhalten.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz ist längst abgegangen und seine feste Umfriedigungsmauer abgetragen worden; einen später an der Ludwigsburger Straße angelegten ließ man ebenfalls eingehen und errichtete hiefür im Jahr 1843 den gegenwärtigen, außerhalb (nördlich) des Orts gelegenen.

Das unweit der Kirche an der Hauptstraße angenehm gelegene Pfarrhaus, welches von dem Staat in gutem Stande erhalten ist, bildet mit seinem Ökonomiegebäude und Garten einen sehr freundlichen Pfarrsitz.

Das an der ehemaligen Kirchhofmauer stehende Schulgebäude ist schon alt, wurde aber im Jahr 1826 erneuert und durch ein weiteres Stockwerk vergrößert; dasselbe enthält außer den Wohngelassen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen drei Lehrzimmer; der Unterlehrer erhält Hausmiethe-Entschädigung. Eine Industrieschule besteht schon längst und eine Kleinkinderschule ist im Jahr 1849 errichtet worden.

Das alte, übrigens ziemlich gut erhaltene Rathhaus steht beinahe in der Mitte des Dorfs zunächst der Schule; an der südwestlichen Ecke desselben befindet sich ein Erker und auf dem First trägt es ein blechbeschlagenes Thürmchen mit Glocke. Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1840 mit einem Aufwand von 800 fl. erbaut, auch sind drei Armenhäuser, die zusammen sechs Wohnungen enthalten, vorhanden. Die ehemalige herrschaftliche Zehentscheuer hat die Gemeinde im Jahr 1852 um 1125 fl. erkauft. Ein der Gemeinde gehöriges Schafhaus steht an der Westseite des Dorfs.

Am südlichen Ortsende befindet sich das längst in Privathände übergegangene Schloß, welches imposant über das Dorf emporragt und zu der malerischen Ansicht desselben Vieles beiträgt. Die namhaften Schloßgebäude verrathen theilweise ein hohes Alter, namentlich zeigt der sog. Thurm, der übrigens zu Wohnungen eingerichtet und mit einem Walmdach versehen ist, noch an den Ecken Buckelsteine; an demselben befindet sich ein später angebautes Thürmchen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)