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nachher eines Cameralamts; neuerer Zeit befinden sich, außer den geistlichen und weltlichen Ortsbehörden daselbst ein Amts-Notar, eine Postexpedition und als gerichtliche Strafanstalt ein Arbeitshaus, auch hat die Stadt einen Arzt, zwei Wundärzte und eine altberechtigte Apotheke.

An der Pfarrkirche ist ein Stadtpfarrer und ein Diacon angestellt.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden, sind zu nennen:

1) Die in der Mitte der Stadt gelegene, dem heil. Bartholomäus geweihte sehr ansehnliche Pfarrkirche, welche auf der Stelle der früheren, im Jahr 1277 in Asche gelegten Kirche erbaut wurde; sie ist im Ganzen 224′ lang und zwar hat das Langhaus eine Länge von 126′ und der Chor von 72′, während die Breite des Langhauses 67′, die des Chors 43′ beträgt. Das im frühgermanischen Styl, vermuthlich Anfangs des 14. Jahrhunderts erbaute Langhaus ist dreischiffig und enthält in seinem hohen Mittelschiff schmale Doppelfenster mit ganz einfachem Maßwerk in den spitzen Bogentheilen, an den Seitenschiffen aber befinden sich theils schmale, theils auffallend breite mit reichem Maßwerk gezierte Fenster; letztere scheinen aus einer späteren Periode zu stammen und deuten auf Veränderungen, die im Laufe der Zeit an den Seitenschiffen vorgenommen wurden. An der Südseite treten 2 mit Streben versehene Seitenkapellen hervor, zwischen denen sich der mit einem Vorbau versehene Eingang mit geradem Thürsturz und spitzem Blendbogen befindet; an der westlichen Seite der Vorhalle ist ein Console angebracht, einen Engel, der ein Spruchband hält, vorstellend, mit der Inschrift: „devotus miles (in Christo) sentit sua dum benigni ductus … abit vidua 1474“ (nicht 1477, wie Heyd angibt). Diese Jahrszahl deutet wohl nicht auf die Zeit der ursprünglichen Erbauung der Kirche, sondern auf die der Veränderung, welche an den Seitenschiffen derselben vorgenommen wurde. Der Eingang an der Nordseite, dessen Vorhalle contrastirend mit dem Styl der Kirche, im Rococcogeschmack im Jahr 1713 verändert wurde, zeigt noch in dem spitzen Blendbogen spärliche Reste ehemaliger Wandmalereien. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist, wie auch die Nordseite des Langhauses, mit Streben versehen und enthält breite, in den spitzen Bogentheilen mit Fischblasenmaßwerk gefüllte Fenster der spät germanischen Bauperiode; nach einer über dem Triumphbogen angebrachten Jahreszahl wurde er im Jahr 1473, demnach zur Zeit der Veränderung der Seitenschiffe erbaut. An einem der südlichen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)