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Scheiterholzes nicht unbeträchtliche Erwerbsquellen für die Einwohner.

Der Ort erhält hinreichend ziemlich gutes Trinkwasser aus 4 laufenden und 2 Pumpbrunnen; den laufenden Brunnen wird mittelst 2 Leitungen, von denen die eine 1/4 Stunde, die andere 1/2 Stunde südlich vom Ort beginnt, das Wasser zugeführt. Von den auf der Markung häufig vorkommenden Quellen sind der Hohbrunnen, der Liederlesbrunnen und der obere Feldbrunnen die bedeutendsten. Eine periodisch fließende Quelle, das sog. Theuerbrünnele, befindet sich 1/4 Stunde vom Ort am alten Gröninger Weg. Am Saume des Waldes Rothenacker, etwa 1/2 Stunde südlich von Bissingen, lag ein 6 Morgen großer See, der längst in Wiesengrund umgewandelt wurde. Außer der Enz, welche in einer Länge von etwa 5/4 Stunden an der westlichen und nördlichen Markungsgrenze hinzieht, fließt noch über die Markung der Saubach (Weilerbach) und der Wohbach, welcher etwa 3/8 Stunden lang die östliche Markungsgrenze bildet.

In Bissingen ist geboren den 19. Febr. 1792 Ludw. Friedr. Heyd, Sohn des Raths und Holzfactors, 1820 Diacon, 1824 Stadtpfarrer in Markgröningen, wo er am 6. März 1842 starb. Ein namentlich um die württembergische Geschichte vielfach, besonders durch seine Geschichte Herzog Ulrichs verdienter Gelehrter.

Im Allgemeinen sind die Einwohner kräftig und gesund, nur zeigen sich unter ihnen, wie beinahe in sämmtlichen Orten des untern Enzthales, Spuren des Cretinismus. Was die ökonomischen Verhältnisse betrifft, so dürfen nur einzelne wohlhabend genannt werden, während viele mittelbegütert, die meisten aber unbemittelt und zum Theil so verarmt sind, daß gegen 50 Personen von der Gemeinde Unterstützung erhalten.

Mit Ausnahme eines Ortsbürgers, der 60 Morgen Güter besitzt, beträgt das Grundeigenthum der Vermöglicheren 20–30 Morgen, der Mittelbegüterten 8 Morgen und der Minderbegüterten 1/2 bis 1 Morgen. Der am häufigsten vorkommende Flächeninhalt eines Grundstücks beträgt 1/2–1 Morgen.

Ein etwa 135 Morgen großes Gut besitzt der Staat, der es in verschiedenen Parcellen an die Ortsbürger verpachtet. Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau, Viehzucht und Weinbau; ein großer Theil der Einwohner sucht sich durch Taglohnarbeiten und Holzführen sein Auskommen zu sichern. Von den Gewerben sind zu nennen eine Mühle mit 6 Mahlgängen und einem Gerbgang, 4 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei, 3 Branntweinbrennereien, eine Potaschesiederei (über die außerhalb des Orts betriebenen Gewerbe

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)