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der Gemeinde. Der Grundbesitz der Bürger ist schon deshalb in Vergleichung mit andern Orten nicht beträchtlich, weil die Gutsherrschaft auf der Markung etwa 425 Morgen besitzt, welche sie übrigens, mit Ausnahme der Gärten und Weinberge, an die Ortsbürger verpachtet.

Die Volksbelustigungen bestehen nur noch im Tanzen an einigen Feiertagen, an der Kirchweihe etc.; der früher übliche Fechttag ist mit dem Jahr 1808 abgegangen. Er war ein Überbleibsel der ehemaligen Waffenschau über die wehrpflichtige Mannschaft und wurde von den Schulknaben am Pfeffertage oder an Georgi gefeiert. Die Schulknaben theilten sich in die gemmingen’sche und schertel’sche (württembergische) Rotten, spielten Soldätchens und fochten gegeneinander mit hölzernen Säbeln, wobei die vorzüglichsten und ältesten Schüler die Anführer der beiden Abtheilungen machten; sie begannen ihre Übungen zuerst vor dem Schloß zu Beihingen und bei der alten Schanze im Neckarthal (s. unten) und zogen dann vor das Schloß der Herren von Schertel zu Geisingen. Bei dieser Gelegenheit wurde Wein und Wecken an die jungen Leute ausgetheilt.

Die ziemlich große Markung hat, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Neckarthal und das Bowiesen-Thälchen (Mühlbach-Thälchen) eine theils wellige, theils ebene Lage und im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, dem der Hauptmuschelkalk als Unterlage dient; letzterer tritt an den Neckarthalabhängen zu Tage und liefert dort einen für den Weinbau sehr günstigen, kalkreichen, wärmehaltenden Boden. Die ergiebigsten Felder liegen im Hummelbrunnen, Thaläcker, Breitefeld, hinter der Schloßmauer etc. Die Luft ist rein und mild; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Eifer und Umsicht betrieben und verbesserte Ackergeräthe wie der Flanderpflug, die Walze etc. haben Eingang gefunden, jedoch ist der deutsche Wendepflug neben dem neu eingeführten immer noch im Gebrauch. Dem Boden wird durch reichliche Düngung kräftig nachgeholfen und neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, die man auch in beträchtlicher Menge von Ludwigsburg bezieht, wird sehr viel Jauche, Gyps, Asche, Compost, Straßenkoth etc. angewendet. Die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt und beinahe durchgängig mit Güllenlöchern versehen. Von den Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, und weil die Ernteweiden gänzlich fehlen, so kommt um des Bindstrohs willen auch ziemlich viel Roggen zum Anbau. In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen auch Hirsen, Welschkorn, Reps, Mohn, Hanf u. s. w. Bei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)