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Volkssage früher einen andern Lauf gehabt und sich oberhalb des Orts getheilt haben, so daß ein Arm an dem jenseitigen Thalrande, der andere an dem disseitigen floß, wofür die noch bestehende Benennungen „die Insel und das alte Wasser“ zeugen. Das Flußbett ist hier sehr felsig und hat mehrere Vertiefungen, die das Baden den Unkundigen gefährlich machen. Das Austreten des Neckars richtet in der Gegend von Beihingen keine große Verheerungen an, weil hier die Thalebene sehr breit wird, so daß die Gewässer sich gehörig ausdehnen können. Überdieß hat die Gemeinde dem linken Neckarufer entlang eine schöne Reihe amerikanischer und Silberpappeln in kleinen Abständen pflanzen lassen, was nicht nur die im Rücken derselben vorhandenen Obstbaumpflanzungen und Felder bei den Eisgängen schützt, sondern auch der Gegend eine besondere Zierde verleiht. Über den Fluß besteht eine Fähre mit Wagenschiff und einem Nachen für Fußgänger; die Gemeinde sorgt für die Anschaffung und Unterhaltung der Fahrzeuge, dagegen bezieht sie von dem dieselben benützenden Fährmann ein jährliches Pachtgeld von 154 fl. Bis zum Jahr 1607 führte ein Steeg über den Neckar und im Jahr 1778 ist bei einer Überschwemmung die Schiffbrücke nach nur 10jährigem Bestand weggeführt worden. Im Jahr 1754 den 24. Mai war eine Überschwemmung, welche die beiden von 1817 und 1824 nicht erreichten; die Höhe des Wasserstandes ist durch einen Gedenkstein an dem Hause der Andreas Wirth’schen Kinder der Nachwelt aufbewahrt worden. Bei der Überschwemmung im Oktober 1824 lief das Wasser über den sog. Fleckenbrunnen, so daß man dessen Rohre nicht mehr sah.

Die Einwohner sind im Allgemeinen rüstige, gesunde Menschen, die nicht selten ein hohes Alter erreichen, und sich durch unermüdete Geschäftigkeit, Mäßigkeit und Sparsamkeit vor manchen Orten der Umgegend auszeichnen. Geboren wurde allhier als Sohn des Schertelschen Amtmanns den 3. Okt. 1713 Joh. Fried. Flattich, ein sehr frommer Geistlicher, gestorben als Pfarrer in Münchingen den 1. Juni 1797 (K. F. Ledderhose, J. F. Flattich’s Leben und Schriften. In zwei Abth. 3. Aufl. Heidelb. 1856. 8.).

Erwerbsquellen der Einwohner sind hauptsächlich Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; auch wird ein lebhafter Handel mit Victualien, namentlich mit Milch, nach Ludwigsburg getrieben. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen, der begütertste Bürger besitzt etwa 30 Morgen, der mittlere Besitz beträgt 15 Morgen und der häufigste 1–2 Morgen; ziemlich viele haben gar kein Grundeigenthum und suchen sich durch Taglohnarbeiten etc. zu erhalten. Gegenwärtig genießen 38 Personen Unterstützung von Seiten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)