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mit der Jahrszahl 1500 und der nur theilweise leserlichen Inschrift „Anno domini millesimo quingentesimo dominus Peter Nothaft … hanc capellam fieri fecit. Durch diese Inschrift erfahren wir die Zeit der Erbauung der Kirche, mit der auch ihre Bauweise übereinstimmt. An der Ostseite der Kirche steht der aus drei Stockwerken bestehende monströse, mit einem spitzen Zeltdach gedeckte, bis an den Dachfrieß 66′ hohe Thurm, welcher offenbar entweder früher höher war, oder, was wahrscheinlicher ist, nicht ausgebaut wurde. Die beiden unteren Stockwerke desselben enthalten nur schmale Lichtöffnungen, das obere aber germanische, in den Bogentheilen mit Fischblasenmaswerk gefüllte Fenster. Von den drei Glocken sind die zwei größern von Christ. Ludwig Neubert in Ludwigsburg 1763 gegossen, die kleinste enthält die Umschrift: Soli deo gloria heilig Amandi zu Beihingen am Neckar. Von dem Thurme genießt man eine reizende Aussicht in das schöne Neckarthal, das namentlich in der Nähe des Ortes, wo es gegen 1/4 Stunde breit ist, eine besondere Anmuth entfaltet; überdieß erblickt man mehrere stattliche Ortschaften, den freistehenden Wunnenstein und einen großen Theil der Löwensteiner Berge mit dem Schloß Lichtenberg. Das Innere der Kirche ist etwas düster, hat eine getäfelte, bemalte Decke und die Emporenbrüstungen sind mit kunstlosen Gemälden versehen. Um den sehr alten, hohlen Taufstein liegen mehrere, zum größten Theil unleserlich gewordene Grabplatten, von denen eine das Wappen der Herren von Grüningen und die Jahrszahl 1771 enthält. An der Kirchenwand stehen folgende Monumente:

1) Ein geharnischter Ritter mit der Umschrift „1467 Jar in dem lezten Dag des Monetz Hornung ist gestorben der edel und fest Bernhart Notthaft dem Got gnedig sy. In den Ecken des Grabdenkmals sind vier Wappen angebracht, von denen eines der Familie von Nothaft, das andere der von Sachsenheim angehören.

2) Ein geharnischter Ritter auf einem Hund stehend; die Umschrift ist theils unleserlich, theils durch Kirchenstühle verdeckt, übrigens geht aus dem zweimal angebrachten Wappen der Herren von Nothaft hervor, daß dieses Denkmal ebenfalls einem Nothaft gewidmet ist.

3) Das im Rococcogeschmack gehaltene, an der Rahme mit vielen Wappen gezierte Grabmal des Freiherrn Ludwig von Gemmingen, Präsident bei dem Oberappellationsgericht zu Zelle, geb. 1694, gest. 1771.

4) Zunächst hiebei dessen Sohn Eberhard, † 1757.

Neben der im Rococcostyl gehaltenen Kanzel hängt eine hölzerne

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)