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Handel mit rohen Gypssteinen, besonders nach Enzweihingen, Heilbronn, Ulm und Bruchsal betrieben. Einen namhaften Verdienst liefert der Milchhandel nach Ludwigsburg und Hohen-Asperg, welcher jährlich gegen 6000 fl. einträgt.

Was die Vermögensumstände der Einwohner betrifft, so hat etwa 1/3 derselben das ganze Jahr – 1/3 das halbe Jahr hindurch selbst gebautes Brod; die übrigen suchen sich ihren Unterhalt durch Taglohnarbeiten zu sichern. Der begütertste Bürger besitzt 35 Morgen, die mittel Begüterten 8–10 Morgen; gegen 60 Personen erhalten Gemeindeunterstützung; auch ist ein Armenhaus vorhanden.

Die nicht große Markung, außer welcher die Einwohner noch etwa 600 Morgen Güter auf Markgröninger Markung besitzen, ist ziemlich uneben und großentheils, wie namentlich der Asperg und der Siechenberg, für den Weinbau benützt; der übrige, für den Acker- und Wiesenbau benützte Theil hat eine ebene oder leicht geneigte Lage. Der Boden besteht meist aus einem stark gebundenen Thon (Verwitterung des unteren Keupermergels), der nur in der Richtung gegen das Osterholz mit Diluviallehm bedeckt, im Allgemeinen aber fruchtbar ist. Auf der Markung kommen mehrere Erdfälle vor, die vermuthlich in Folge der allmäligen Zersetzung des hier vorkommenden Gypses entstanden.

Das Klima ist mild und erlaubt den Bau aller in Württemberg vorkommenden Kulturgewächse; die Ernte und der Herbst treten gewöhnlich um acht Tage später ein, als in der Gegend von Besigheim. Frühlingsfröste und sog. Wasserreifen schaden zuweilen, dagegen ist Hagelschlag selten und war seit langer Zeit nur in den Jahren 1822 und 1847 von Bedeutung.

Die Landwirthschaft steht im Allgemeinen in mittelmäßigem Betrieb; dem etwas starken Boden wird außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gyps und Abfall aus der Potaschesiederei nachgeholfen. Neben der immer allgemeiner werdenden Anwendung des Schwerzischen und Suppinger Pflugs wird wegen der großen Zerstückelung der Güter der Boden häufig mit dem Spaten bearbeitet.

Außer den gewöhnlichen Getreidearten, von denen der durchschnittliche Ertrag zu 9 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Gerste, 6 Scheffel Hafer und 8 Scheffel Einkorn pr. Morgen angegeben wird, pflanzt man noch Wicken und in der zu 7/8 angeblümten Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, etwas Hirsen, Welschkorn, Mohn, Zuckerrüben, Reps etc. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 60 und 600 fl. In günstigen Jahren werden gegen 1000

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)