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naheliegenden Hofdomäne Seegut, welche mit dem Favorite-Park durch eine 1/2 Stunde lange Pappel-Allee zusammenhängt.


Aldingen,


Gemeinde II. Kl. mit 1250 Einw., worunter 2 Kath. und 112 Israeliten. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt und die Israeliten, welche hier eine Synagoge haben, sind dem Rabbinat Stuttgart zugetheilt.

Der ansehnliche Ort liegt 11/4 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt in dem freundlichen, hier 1/8 Stunde breiten Neckarthale, wo er sich an dem linken Flußufer größtentheils in der Thalebene lagert, indem nur ein kleiner Theil an die leichten Ausläufer der linken Thalgehänge hingebaut ist. Seit einigen Jahren bildete sich an der nach Ludwigsburg bergan führenden Vicinalstraße eine neue Häuserreihe. Der untere Theil des Dorfs wird bei dem Austreten des Neckars nicht selten überschwemmt, jedoch ohne besonderen Schaden zu leiden, wie denn sogar bei der großen Überschwemmung im Jahre 1824 nur einige Häuser etwas beschädigt wurden. Der Ort ist ziemlich regelmäßig angelegt und mit breiten, durchaus gekandelten, reinlichen Straßen versehen; an denselben lagern sich weitläufig, meist freistehend die ländlichen, größtentheils nicht unansehnlichen Gebäude, die aus Holz mit steinernen Unterstöcken erbaut sind.

Am nördlichen Ende des Dorfs liegt etwas erhöht die ansehnliche, im germanischen Style erbaute Pfarrkirche, die übrigens durch das Herausnehmen des Maßwerkes aus den spitzen Bogentheilen der Fenster Vieles von ihrer ursprünglichen Schönheit verloren hat; dagegen sind die Eingänge unversehrt geblieben, von denen sich der an der Südseite angebrachte besonders auszeichnet; zu beiden Seiten desselben stehen auf Consolen, welche Engel mit Spruchbändern vorstellen, gut gearbeitete Figuren unter Baldachinen; die eine stellt die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, die andere eine Heilige (?) vor. Über dem Eingang ist Gott Vater (Brustbild) unter einem Baldachin angebracht. Der mit Strebepfeilern versehene Chor schließt mit einem halben Achteck und der an der Nordseite stehende viereckige, ziemlich hohe Thurm, der ein schlankes Zeltdach trägt, besteht aus vier massiven Stockwerken, von denen das erste und vierte mit spitzbogigen, schön gefüllten Fenstern versehen sind. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, die in den Jahren 1773, 1811 und 1848 gegossen wurden. Das flach gedeckte und weiß getünchte Innere der Kirche ist geräumig und ansehnlich; die Emporenbrüstungen sind mit Gemälden (Scenen aus der biblischen Geschichte)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)