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mehrerer Aufnahme und Erweiterung allhiesigen Lustschlosses sich gnädigst resolvirt habe, allen, die hier zu bauen und sich häuslich niederzulassen Willens seien, den Platz und die Baumaterialien gratis zu überlassen, auch 15 Jahre lang sie von allen Beschwerden, sie mögen Namen haben, welche sie wollen, zu befreien, so sollen die Beamten dies öffentlich verkündigen.“ Auf dieses folgte den 10. Jan. 1710 ein zweites Rescript, welches die Baulustigen an die Ludwigsburger Baudeputation, deren Vorstand Oberhofmarschall v. Forstner war, wies und erklärte, der Herzog gedenke sein Hoflager in Ludwigsburg zu halten, allerhand Commercien und Handthierungen neben andern Handwerken hier zu stabilieren, und wolle daher jedem Baulustigen, Fremden wie Unterthanen, den Platz zu einer Wohnung, auf Erfordern auch zu Scheune, Hof und Stallung, ferner Steine, Holz und Sand zum Bau unentgeldlich überlassen, wogegen aber jeder nach gemachten Rissen und Ordnung bauen solle und das geschenkte Baumaterial auf seine Kosten auf den Platz führen lassen müsse; man werde auch jedem zu Äckern um einen billigen Preis verhelfen und nach Beschaffenheit des Orts einen Waidgang anweisen; die 15jährige Freiheit von allen Lasten wurde erneuert. Ursprünglich sollen der damalige Oberbaumeister Hauptmann Nette und der Kirchenrathsbaumeister Heim den Herzog behufs der Unterbringung der Bauarbeiter auf die Idee gebracht haben, in der Nähe des Bauplatzes eine Colonie anzulegen, welche Idee sodann in der Anlage der noch jetzt den Namen führenden Bauhofgasse ihre Verwirklichung gefunden habe. Gewiß ist, daß dieser Theil der Stadt mit seinen niedrigen Gebäuden anfangs ausschließlich von Bauarbeitern bewohnt wurde und so möchte er der älteste sein[1]. 1

Anfänglich freilich fanden sich trotz den versprochenen Vortheilen wenig Baulustige; erst seit 1711 ging es rascher, da der Herzog, Stuttgarts überdrüssig, zum Theil auf Antrieb der bekannten Landhofmeisterin seinen Sitz nach Ludwigsburg zu verlegen beschloß, was er in den am 18. Febr. 1715 ausgegebenen Privilegien zu erkennen gab, durch welche, obgleich von einer Stadt amtlich erst im Jahre 1718 die Rede ist, Ludwigsburg als eine solche eigentlich gegründet wurde. „Weil der Neckar navigabel gemacht werde,“ heißt es im genannten Privilegium, „werde der Ort zu denen Commercien, wie auch sonst zu allerlei Manufacturen, ehrlichen Gewerben


  1. Noch in neuerer Zeit wurde er gewöhnlich das Neuweiler, und früher, so lange das Bauwesen noch dauerte, 1720 ff. das Crawatten-Dörflein genannt.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)