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mit dem ursprünglichen Bau mittelst Galerien und Pavillons, mit Ausnahme der vielen Naturallieferungen, um 459.000 fl. und 1000 Dukaten Belohnung in 6–7 Jahren herstellen solle. Durch Bauerweiterungen, welche der Herzog vielfältig anordnete, wurde diese Summe im Jahr 1728 um 38.000 fl. nebst vielen Naturallieferungen erhöht. Im Ganzen hat das ausgedehnte Bauwesen nebst den Gartenanlagen einen Aufwand an Geld, Naturallieferungen, Frohnen und Fuhren verursacht, dessen Größe nach den angeführten Summen nicht allein zu bemessen ist.

An die Südseite des Corps de Logis und zu beiden Seiten desselben lehnen sich freundliche Gärtchen und eine mit Figuren und reichen Blumenbeten gezierte Terrasse an, an die, nur durch eine Allee getrennt, der einfach angelegte Schloßgarten grenzt, der ein durch zwei Wege in vier Felder getheiltes länglichtes Viereck bildet. Der Umfang, wie die Wege des Gartens sind mit edlen Obstbäumen besetzt, während die übrige Fläche ein grüner Rasen deckt, aus welchem sich in dem südlichen Theile des Gartens zu beiden Seiten des mittleren Wegs je ein Blumenhügel mit kolossaler Vase erhebt. Überdieß ziert den Schloßgarten ein klarer, mit Schwanen belebter See, an dessen unterem Ende eine kleine Kanone steht, die bei Sonnenschein mittelst eines angebrachten Brennglases Mittags 12 Uhr losgeht. Auf die Verschönerung des Schloßgartens war Herzog Karl sehr bedacht und bediente sich hiebei des Garteninspectors Sievert und nach dessen Tode des Hofgärtners Hemerling. Den Garten zierte eine der schönsten, zu jener Zeit bekannten Orangerien; die Citronen- und Orangenbäume waren theils von den Herzogen Eberhard im Bart und Christoph noch vorhanden, theils wurden sie von Herzog Eberhard Ludwig in beträchtlicher Anzahl aus Sardinien bezogen und ihre Zahl von Herzog Karl noch bedeutend vermehrt. Unter der Regierung des Königs Wilhelm ist die Orangerie nach Stuttgart verlegt worden.

An die südliche Seite des Schloßgartens grenzt ein großes, schön angelegtes Obstbaumgut, das wie noch mehrere andere dem Staat gehörige, in der Nähe des Schlosses und der Anlagen gelegene Obstbaumgüter verliehen wird.

Östlich und nordöstlich des Schlosses dehnen sich die königlichen Anlagen, theils in gleicher Höhe, theils ziemlich tiefer als das Schloß gelegen, aus; sie sind ein Werk des Königs Friedrich, der hier eine wilde, meist öde gelegene Fläche in den reizendsten, seiner Zeit weit berühmten Garten auf das Sinnigste umwandeln ließ. Obgleich von der früheren Pracht der Anlagen manches verschwunden ist, so

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)