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im Rücken die Schloßkapelle (katholische Kirche) anschließt. Die Kapelle, unter der sich die (unten beschriebene) fürstliche Familiengruft befindet, enthält Wandungen von Gypsmarmor und ist mit reichen Goldverzierungen eigentlich überladen; an der Decke befindet sich ein von Carlone trefflich ausgeführtes Gemälde, das Altarblatt ist eine Copie nach Alb. Dürer. In dem Fürstenstande hängen zwei ausgezeichnet schöne Bilder, welche Herzog Karl von dem Pabst zum Geschenke erhielt, das eine Ecce homo in Mosaikarbeit, das andere die heil. Jungfrau in Gobelin. Unter den katholischen Regierungsnachfolgern Eberhard Ludwigs (Herzog Karl Alexander und dessen Sohn Herzog Karl) ward die Kapelle für den Gottesdienst ihrer Confession eingerichtet. Herzog Friedrich II. (der nachherige König) gab sie, indem er für den Gottesdienst der Katholiken anderwärts sorgte, ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück, worauf sie an Pfingsten 1799 wieder für den evangelischen Gottesdienst geweiht wurde; im Jahr 1828 erhielt dieselbe abermals die Bestimmung zum katholischen Gottesdienst und ist dermalen katholische Stadtkirche.

An den Cavaliersbau reiht sich die Familiengalerie, welche sämmtliche Regenten von Herzog Eberhard im Bart bis auf den König Friedrich und von mehreren derselben auch die Gemahlinnen in Lebensgröße gemalt, enthält. Der Saal ist mit Gypsmarmor ausgekleidet und die Decke mit schönen Fresken von Carlone (dessen Namen nebst der Jahrszahl 1733 in einer Ecke des Plafonds steht) geziert. Von dieser Galerie führt ein bedeckter Gang zu dem von dem Schloß abgesondert stehenden, in Lyraform erbauten Theater, das etwa 1000 Personen aufzunehmen im Stande ist. Das südliche Ende der Familiengalerie schließt an das neue Corps de Logis an.

Der westliche Flügel, oder vielmehr die an der Westseite hinziehende Gebäudereihe, enthält zunächst dem alten Corps de Logis den Ordens- oder Rittersaal; obgleich derselbe durch seine gegenwärtige Bestimmung zum Schwurgerichtssaal manches verloren hat, so sind doch noch Sehenswürdigkeiten seiner frühern reichen Ausstattung übrig, namentlich auch das ausgezeichnet schöne, lebensgroße Bild des Königs Friedrich, gemalt von Seele. An den Ordenssaal schließt sich ein weiterer Cavaliersbau und im Rücken zwischen beiden Gebäuden steht die Ordenskapelle, früher als evangelische Hofkapelle von Herzog Karl im Jahr 1748, als er seine erste Gemahlin, eine Prinzessin von Baireuth, heimführte, eingerichtet, bis sie in dem Jahr 1810/11 von König Friedrich zur Ordenskapelle umgewandelt wurde; ihre Ausstattung ist reich und geschmackvoll; die Decke enthält ein kunstreiches Gemälde von Guibal, in einer Wandnische steht der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)