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mit künstlichen Terrassen und reichen Blumenbeeten geziert war. Das Gebäude selbst besteht aus einem Mittelbau, an den sich zu beiden Seiten Galerien anreihen, an deren Ende je ein Pavillon steht. Der Mittelbau ist dreistockig und hat überdieß einen Aufbau mit Thürmchen auf der Spitze; zu beiden Seiten des Aufbaues dehnt sich die mit Geländern und allegorischen Figuren versehene Plattform aus, von der man eine sehr anziehende Aussicht zunächst in den Favoritpark, über die Anlagen, die Stadt und in der Ferne an den Stromberg, an die Löwensteiner Berge, in das Neckarthal etc. genießt. Die gegen den Schloßhof gekehrte Seite des Mittelbaus enthält den an Architektur reichen Eingang mit einem auf Säulen ruhenden Balkon. Von dem Inneren dieses Gebäudes erwähnen wir zwei Zimmer in dem westlichen Pavillon; das eine ist an Decke, Wänden und Fußboden, mit Holzmosaik geschmackvoll und äußerst kunstreich ausgestattet, in dem anderen, mit schönen Malereien und reichen Goldverzierungen versehenen sog. Jagdzimmer prangt an der Decke der Jagdorden. In der nordwestlichen Ecke des Hauptbaus befindet sich das durchaus mit Spiegeln verkleidete sog. Spiegelkabinet, in welchem Herzog Karl Alexander verschied.

Das neue Corps de Logis liegt dem alten gegenüber und bildet den südlichen Querbau, an dessen beiden Enden zwei große Eckgebäude stehen. In der Mitte des sehr ansehnlichen Hauptbaus befindet sich gegen Süden ein halbrunder Vorsprung und auf der nördlichen, gegen den Schloßhof gekehrten Seite der reichverzierte vorspringende Eingang mit Auffahrt. Die Zimmer dieses Schloßtheils sind die schönsten und bieten eine freundliche Aussicht in den anstoßenden Schloßgarten und theilweise in die Anlagen. Im Innern führen zwei großartige Treppenhäuser, an deren Wänden allegorische, lebensgroße Gypsfiguren angebracht sind, zu den einzelnen Gelassen dieses Corps de Logis, in dessen Mitte der mit Gypsmarmor und goldenen Verzierungen an den Wänden und Kapitälen reich ausgeschmückte Marmorsaal (Speisesaal) sich befindet. An den Marmorsaal reihen sich westlich die Zimmer, welche König Friedrich bewohnte und in deren westlichstem (Eckzimmer) er sein Testament dictirte; die vom Saal östlich gelegenen Gelasse waren von der Königin Mathilde, schon bei Lebzeiten ihres Gemahls und später als Wittwe bewohnt, woselbst sie auch starb.

In den Gebäudereihen (Flügel), welche die beiden Corps de Logis verbinden, stehen in der östlichen Reihe, von dem alten Corps de Logis ausgegangen, der Pagenbau, der Cavaliersbau, an den sich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)