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gegenwärtige Zeit noch erhalten; der Ursprung dieses sogen. Schäfermarkts verliert sich in das graue Alterthum und hängt ohne Zweifel mit der Kirchweih, welche früher an dem Bartholomäusfeiertag gefeiert wurde, zusammen, indem die Kirche dem heil. Bartholomäus[1] geweiht ist und mit Kirchweihfesten nicht selten Märkte und Volksfeste verbunden waren. Die erste geschichtliche Spur findet sich in einer Rechnung des Spitals zu Markgröningen vom Jahr 1443/44, wo erwähnt wird, daß der Meister den Conventbrüdern, Knechten und Mägden an Bartholomäi Seckel, Messer und Nestel gekauft habe. Das Fest, mit dem von jeher auch ein bedeutender Markt (Messe) abgehalten wurde, ist früher weit solenner gefeiert und namentlich auch von den Mitgliedern des württembergischen Hauses, wie von Hohen und Niedern aus dem ganzen Lande besucht worden. Wie alle alten Sitten und Gebräuche allmählig verschwinden und dem modernen Gebahren den Platz räumen, so hat auch der Schäfermarkt an seinem ursprünglichen Charakter wie an seiner Großartigkeit verloren; übrigens wird er immer noch von den Landleuten der nächsten Umgegend wie auch von den Bewohnern der näher gelegenen Städte zahlreich besucht. Noch gegenwärtig wecken am Morgen des Festes die Trommeln und Pfeifen der umziehenden Stadtwache die Einwohner, und bald versammeln sich die Behörden, die Schäferobermeister, Kampfrichter, Schäfer etc. auf dem Rathhause; von hier bewegt sich der wohlgeordnete Zug zur Kirche, voraus die Ladenpfeifer und Schäfer, auf ihren Schalmeien und Querpfeifen den bekannten alten Schäfermarsch blasend, nach ihnen ein Zug der Stadtwache, ihm folgt der Stadtschäfer, die Fahne tragend und umgeben von den Obermeistern, nach diesen der Oberamtmann, die Ortsbehörden u. s. w.; den Schluß macht ein Zug der Stadtwache. Nach dem Gottesdienst begibt sich der Zug wieder auf das Rathhaus, wo die Schäferordnung verlesen wird und die Preise, welche die Schäferbursche und Schäfermädchen bei dem Wettlauf bekommen sollen, gezeigt und von den Obermeistern in Empfang genommen werden. Alsdann geht der Zug, den der berittene, mit Schärpe, Bändern und Nesteln gezierte Festordner (Schäfereizahlmeister) anführt, auf ein der Stadt nahe gelegenes Stoppelfeld, wo eine Tribüne die Bezirks- und städtischen Behörden wie die Obermeister, Kampfrichter etc. aufnimmt, während von dieser auslaufend zu beiden


  1. Der heil. Bartholomäus ist zugleich der Patron der Schäfer und Metzger.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)