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Gerlingen u. s. w. orientirt und gestatten freundliche Aussichten dahin, was in Verbindung mit der stillen, abgeschiedenen, nächsten Umgebung einen angenehmen Eindruck hervorbringt. In dieser Fasanerie werden jährlich gegen 600 Fasanen in der Weise gezüchtet, daß die Eier der frei im Walde laufenden Fasanen Ende April und Anfangs Mai gesammelt und Truthühnern, deren etwa 30 nöthig sind, zum Ausbrüten unterlegt werden; die Jungen füttert man etwa 1/4 Jahr im Hofraum, bis sie sich nach und nach im Walde verbreiten.


Wimsheim,
Gemeinde III. Kl. mit 768 Einw., wor. 13 Kath. - Ev. Pfarrei mit den Filialen Lerchenhof und Ober-Mönsheim (s. o.); die Katholiken sind nach Weil der Stadt eingepfarrt.


Wimsheim ist ein ziemlich kleines, etwas unregelmäßig gebautes Pfarrdorf, 41/2 Stunden nordwestlich von Leonberg – nur 1/2 Stunde von der badenschen Grenze entfernt gelegen; es hat eine freundliche, etwas geschützte Lage an einem schmalen Bergrücken, der sich gegen das unbedeutende Hagenbach-Thälchen sanft hinzieht, in dessen Thalebene noch ein Theil des Dorfs liegt. Eine gesunde, übrigens etwas rauhe Luft weht aus dem nur 1/4 Stunde entfernt gelegenen Hagenschieß, der zugleich eine Wetterscheide bildet, so daß Hagelschlag zu den Seltenheiten gehört. Die Ernte tritt um 10 Tage später, als in den Gegenden um Stuttgart und Eßlingen ein. Mit gutem Trinkwasser, welches 3 Pumpbrunnen liefern, ist der Ort hinreichend versehen, überdieß befinden sich auf der Markung außer mehreren periodischen, drei nie versiegende Quellen.

Die am nördlichen Ortsende ziemlich erhöht gelegene Pfarrkirche ist durch Veränderungen ihres ursprünglichen, germanischen Baustyls beinahe gänzlich beraubt worden; über dem spitzbogigen, südlichen Eingang steht die Jahrszahl 1514, welche vermuthlich das Jahr der Erbauung angibt. Das mit einem halben Achteck schließende Chor hat ein Netzgewölbe. Im Chor stehen alte Chorstühle, in welche die Wappen von Württemberg, von Baden etc. eingeschnitten sind. Das ziemlich kleine und nicht besonders helle Langhaus enthält außer einem im germanischen Styl gehaltenen Taufstein und einem Denkmal mit der Umschrift: „anno dom. 1532 uff Dienstag etc. starb.....Pfeffinger, bitten Gott für sin sel amen Maria," nichts Bemerkenswerthes. In der Sacristey ist der Rest eines Kastenaltars, von dem namentlich die beiden Flügelthüren fehlen, aufbewahrt; in dem noch vorhandenen Mittelfelde ist die schmerzensreiche Mutter, zu ihrer Rechten der heil. Johannes, zur Linken der heil.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_271.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)