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bei Gott seyn können, daß Christus der einzige Mittler sey und daß es kein Fegfeuer gebe. Das Volk versammelte sich in großer Menge, ihn zu hören. Allein auf drohendes Mandat der österreichischen Regierung in Stuttgart, vom 26. November 1522, ward er bald abgeschafft.

Am Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts war fast die ganze Einwohnerschaft, mit alleiniger Ausnahme von 30 Bürgern (Gehres 113), lutherisch, worüber es zu umständlichen Verhandlungen auch mit dem Hof in Wien kam. Der Rath blieb jedoch katholisch und wußte die Lutheraner, trotz der Verwendung Herzog Friedrich’s von Württemberg und Markgraf Georg Friedrich’s von Baden, von den Gerichts- und Rathsstellen auszuschließen und am Ende die protestantische Lehre ganz aus der Stadt zu verbannen. Auch später wurden Versuche zur Reformation gemacht; 1633 war in der Stadt ein lutherischer „Prädikant" und auch ein deutscher Schulmeister, ja der halbe Rath lutherisch, nach der Einäscherung der Stadt im Jahr 1649 war erneute Absicht vieler Einwohner, das Augsburgische Glaubensbekenntniß einzuführen, doch zerschlug sich dieser Plan später wieder und die Stadt blieb ganz katholisch; nur die jeweiligen Beamten, welche in obigem Klosterhof angestellt waren, bekannten sich zum lutherischen Glauben.

Was die Geschichte der hiesigen Schule betrifft, so ist der älteste bekannte Lehrer magister Walterus, doctor puerorum, im Jahr 1281 Zeuge Abt Kraft’s von Hirschau für den Johanniter-Orden. (Stuttg. Staatsarchiv.)


Weil dem Dorf. [1])
Gemeinde II. Kl. mit 1570 Einw. a. Weil, Pfarrd., 1516 Einw. b. Bergheim, W., 43 Einw. c. Fasanengarten (Herdle), 11 Einw. — Ev. Pfarrei.

Das ansehnliche, mit reinlichen, größtentheils gekandelten Straßen versehene Pfarrdorf, liegt ziemlich eben, 2 Stunden östlich von Leonberg und 11/2 Stunden nordwestlich von Stuttgart, an dem südöstlichen Saume des Strohgäus in dem ganz unbedeutenden Thälchen des durch den Ort fließenden Diepbachs. Die Wohnungen sind meist aus Holz gebaut und mit steinernem Unterstock versehen.

Gutes Trinkwasser, welches übrigens nur aus Pumpbrunnen gewonnen wird, ist hinreichend vorhanden und überdieß, auf den Fall von Feuergefahr, eine Wette im südlichen Theile des Orts angelegt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Weilemdorf gesprochen, Weil im Dorf unrichtig geschrieben; s. Schott, Ursprung der deutschen Ortsnamen, §. 5.