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2) Thalacker, am Thalackerbach in der Nähe des rothen Brunnens; bis zum Jahr 1810 stand daselbst eine Kapelle, dem heil. Laurentius geweiht. [1] 3) Grekkenbach, etwa 1/2 Stunde östlich der Stadt, rechts der Straße von Weil d. St. nach Stuttgart.

In der Lehmgrube nordwestlich der Stadt, am Wege nach Möttlingen, wurden schon öfters menschliche Gerippe, von denen eines ein kurzes Schwerdt (Sachs) neben sich hatte, gefunden.

Über die Geschichte der Stadt ist Folgendes anzuführen:

Weil (Wile), villa que dicitur Wile bei Haymo Vita b. Wilhelmi, geschrieben um 1100 (in Act. SS. Boll. Jul. 2, 159), gehörte zur Herrschaft der Grafen von Calw, welche hier beträchtlichen Güterbesitz hatten, aus welchem Graf Adalbert von Calw († 1099) das Kloster Hirschau mit 15 Huben beschenkte, (Cod. Hirs. ed. Stuttg. 32); nach der Bestätigungs-Urkunde K. Heinrich's IV. für Kloster Hirschau, vom 9. Oktober 1075, gab dieser Graf an das Kloster seinen hiesigen Besitz (que possidebat ad Wile cum villulis binis Grekkenbach et Blanda. Wirt. Urkundenbuch 1, 279). Mit andern Calwer Gütern mag Weil der Stadt Welfisch, dann Hohenstaufisch geworden seyn und hat sich jedenfalls frühe die Reichsunmittelbarkeit errungen, denn schon am 29. Dezemb. 1275 spricht Kaiser Rudolph von oppidum nostrum Wyle.

Königliche Hoflager waren hier den 27. September 1360 von Kaiser Karl IV., den 10. August 1418 von Kaiser Sigmund, den 27. Juni 1473 von Kaiser Friedrich IV. Der hiesige Stadtschultheiß und die Bürgerschaft erschien zum erstenmal am 3. Mai 1275 und zwar Conradus scultetus et universitas civium de Wil in einer Urkunde derselben für das Kloster Herrenalb; der gleiche Schultheiß Conrad verkaufte 1283 Güter bei Bönnigheim und ist 1284 Zeuge Gottfried’s, Graf von Tübingen-Böblingen, für den Johanniter-Orden (Stuttgarter Staats-Archiv). Im Jahr 1290 erscheint in einer Herrenalber Urkunde (Mone, Zeitschr. 2, 254) Gerlacus scultetus ceterique cives in Wile (im Jahr 1291 in einer Bebenhauser Urkunde Gerlacus scultetus, consules et universitas civium in Wile); dagegen schon 1293, Mai 8., an seiner Stelle in einer Maulbronner Urkunde „Conrad der Rote, Schultheiß von Wile", an welchen den 1. Januar 1303 genannter Graf Gottfried den Ort Gechingen verkaufte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_256.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Kirche dieses Orts war früher Mutterkirche, beneficium S. Laurentii in Dalacker, ubi antiquitus fuit parochialis ecclesia in Wila. Würdtw. Subsid. dipl. 10, 338. Auch im Hirschauer Codex kommt Talacker unter den Orten vor, wo das Kloster Güter erhielt (Cod. Hirs. 65. 90), und ebendaselbst seit ungefähr 1100 Herren von Talacker: Reginboto, Marcolf und Adalbert (ebendas. 38. 42, 99).