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geistlichen Stande widmete und beinahe ihr ganzes Vermögen zur Errichtung eines Spitals vermachte. Im Laufe der Zeit vermehrte sich dieses Vermögen theils durch Geschenke, theils durch das Beibringen der aufgenommenen Pfründner, sowie durch den Erwerb einzelner Güter, so daß der Spital erst im Jahr 1588 zu seiner eigentlichen Vollendung gedieh. Obgleich der Spital im Jahr 1649 den Ihinger Hof (s. dort) zu Bestreitung sogenannter schwedischer Satisfactionsgelder verkaufen mußte, so hat derselbe doch immer noch einen Grundbesitz von 2415/8 M. Güter und die Hälfte des Zehenten, nebst einem Kapitalvermögen von 50.000 fl. Bei einer jährlichen Einnahme von 6-7000 fl. ist der Zweck der Anstalt, unbemittelte Ortsbürger theils durch Aufnahme in Verpflegung, theils durch Beiträge an Geld etc. zu unterstützen.

Nach dem jüngsten, nun mit der Ablösung aufhörenden Zehentbesitz hatte auf hiesiger Markung der Staat und die St. Peterskirche in jeder Zelg einen besonders versteinten Bezirk, von welchem sie den großen Zehenten bezogen; von dem übrigen Feld besaßen denselben der Staat (früher Kloster Hirschau) und der Hospital Weil je zur Hälfte. Statt des kleinen Zehnten erhob der Staat Surrogatgelder. Heu- und Öhmd-Zehenten wurde nie gereicht. Grundherrliche Gefälle bezogen bisher die Kirchen- und Schulfondspflege und die Armenfondspflege.

Die Pfarrei, welche von einem Stadtpfarrer und einem Vikar versehen wird, ist die einzige katholische im Oberamtsbezirk. Das Patronatrecht hat die Krone. Früher hatte der hiesige Magistrat das Präsentations- und Ernennungsrecht, dem Prälaten von Hirschau stand es aber zu, den Pfarrer zu examiniren (was zuletzt durch Abgeordnete des herzogl. württembergischen Kirchenraths, wobei jedesmal auch der Abt von Hirschau war, geschah), worauf ihn das Consistorium in Stuttgart confirmirte. Die Seelsorge versahen außer dem Stadtpfarrer, welcher zugleich Dekan des Landcapitels Weil war, zwei Caplane (gewöhnlich Patres aus dem hiesigen Augustiner- und Kapuzinerkloster).

Als Weil noch eine Reichsstadt war, hatte Württemberg hier schon einen Pfleghof, hirschauische Kellerei und bebenhausen’sche Pfleg genannt; nachdem die Stadt an Württemberg (1803) gekommen war, ging diese Gefällverwaltung an die neuerrichtete Steuereinnehmerei über, welche im Jahr 1807 mit dem Cameralamt Merklingen vereinigt ward. Zu gleicher Zeit ging auch das Oberamt wieder ein, welches seit der württembergischen Besitznahme hier bestanden hatte; dagegen war der Stadt bis zu der im Jahr 1819 eingetretenen jetzigen Gemeindeorganisation ein dem Oberamt Leonberg untergebener, vom König bestellter Amtmann vorgesetzt.

Das Wappen der Stadt besteht aus drei Schilden; im obern ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_254.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)