Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die meisten Pferde (s. Tab. I.). Die Zucht derselben kommt aber seit Aufhebung der hier bestandenen Beschälplatte zurück. Dagegen ist die Rindviehzucht, welche sich mit den Simmenthaler-, Rigi- und Allgäuer-Racen beschäftigt, in gutem Zustande und wird durch 6 von dem Spital zu haltende Farren immer noch verbessert. Der Austrieb des Viehs auf die Thalwiesen findet nur kurze Zeit im Spätjahr statt. Auf den im Ort bestehenden Jahrmärkten wird ziemlich viel mit Vieh gehandelt. Die Schafzucht beschränkt sich auf etwa 600 Bastarde, womit die Weide, welche auf den Stoppelfeldern und nur kurze Zeit auf den Wiesen stattfindet, von den Bürgern in der Art beschlagen wird, daß jeder 11/2 Stück (nämlich 1 Schaf und 1 Lamm) laufen lassen darf. Die Überwinterung geschieht im Ort und die Wolle wird theils im Ort, theils auswärts verkauft. Schweine werden in beträchtlicher Menge gezogen und hauptsächlich auf den sehr besuchten Schweinmärkten im Ort selbst zum Verkauf gebracht. Unbemittelte halten Ziegen in ziemlicher Anzahl. Die durch den Repsbau begünstigte Bienenzucht wird in 70 Stöcken mit Nutzen betrieben.

Was die Gewerbe betrifft, so sind diese hinlänglich vertreten, da beinahe jeder Bürger neben dem Feldbau irgend ein Gewerbe betreibt: von besonderer Erheblichkeit sind die Tuch- und Zeugfabriken, deren Fabrikate hauptsächlich nach Stuttgart und in das benachbarte Baden abgesetzt werden; ein Tuchmacher betreibt überdieß noch die Fabrikation des Watts, auch geben mehrere Einwohner sich mit der Zubereitung der Schafwolle für größere Fabriken ab. Teppichfabrikant Borger liefert mittelst Jacquard-Maschinen vortreffliche Waaren, welche sowohl in dem In- als in dem Auslande sehr gesucht sind. Die Gerberei wird ziemlich stark betrieben und bildet eines der Hauptgewerbe des Orts. Mehrere Schuhmacher arbeiten in das Große und beziehen mit ihrer Waare Märkte und Messen. Im Ort befinden sich zwei Mahlmühlen und zwar; die kleine Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, und die große Mühle mit 3 Mahlgängen, 1 Gerbgang und 1 Säge. Sodann bestehen 13 Schildwirthschaften, 6 Bierbrauereien und 14 Branntweinbrennereien; deßgleichen 1 Ziegelhütte, 1 Bleiche und 12 Handlungen, von denen einzelne nicht unbedeutende Geschäfte in Wolle machen, indem sie diese im Inland aufkaufen, einer Sortirung unterwerfen und so meist in das Ausland wieder absetzen.

Die Stadt ist mit einer Apotheke versehen, auch ist neben dem Amtsarzt noch ein praktizirender Arzt hier angesessen.

Als Bildungs-Anstalten sind vorhanden: eine lateinische Schule, an der ein Präceptor angestellt ist, drei Volksschulen nebst zwei Sonntagsschulen, an welchen drei Lehrer unterrichten, ferner eine Zeichnungs-

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)