Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Rutesheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1193 Einw., wor. 7 Kath. - Ev. Pfarrei; Katholiken sind nach Weil der Stadt eingepfarrt.

Rutesheim liegt 5/4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt, in einer etwas einförmigen Gegend ziemlich hoch (1558 württembergische Fuß über der Meeresfläche, mithin nur 175 Fuß tiefer als die Solitude). Vermöge dieser hohen, dem Zutritt der Winde sehr ausgesetzten Lage, ist die Luft rauh, übrigens gesund; die Nächte sind auch den Sommer über kühl und Frühlingsfröste nicht selten, dagegen kommt Hagelschlag, welcher in den nahe gelegenen Waldungen einen Ableiter findet, nur wenig vor. Die Ernte beginnt um 8-10 Tage später, als im östlichen Theile des Bezirks.

Der freundliche, ziemlich große, mit breiten, reinlichen Straßen versehene Ort, welcher früher mit Mauern umgeben war, gehört zu den schönsten des Bezirks; besonders zeichnet sich der neue Theil vortheilhaft aus, welcher nach dem Brandunglück von 1837 (s. unten) erbaut und regelmäßig angelegt wurde. Gutes Trinkwasser spenden 6 Brunnen, die übrigens in trockenen Sommern und in kalten Wintern öfters so sehr nachlassen, daß Mangel an Wasser entsteht. Neben einer Wette im Ort besteht außerhalb desselben, an der Straße nach Leonberg, ein vor ungefähr 30 Jahren angelegter Weiher; 1/4 Stunde westlich vom Ort befindet sich eine Schafwasche.

Die 1789 erbaute Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege zusteht, liegt etwas erhöht im westlichen Theile des Dorfs; sie hat sowohl in ihrem Äußeren als Inneren, das übrigens freundlich und hell ist, nichts Bemerkenswerthes. Der viereckige, nicht hohe, mit einem Zeltdach versehene Thurm ist sehr alt, aber durch spätere Veränderungen seines ursprünglichen Styls beraubt; auf ihm hängen 3 Glocken, eine in sehr alten Schriftzügen die 4 Evangelistennamen tragend, die anderen 1765 und 1835 gegossen. Der Begräbnißplatz liegt 200 Schritte nordöstlich vom Ort an der Straße nach Gebersheim. Beinahe in der Mitte des Dorfs steht das 1769 erbaute, gut erhaltene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate obliegt. Das in der Nähe der Kirche gelegene, geräumige Schulhaus mit Lehrerwohnung wurde 1823 neu erbaut und befindet sich in gutem baulichen Zustande. Das Rathhaus ist 1838 in einem freundlichen, modernen Styl neu erbaut worden, nachdem das alte sammt den Documenten bei dem schon gedachten Brande ein Raub der Flammen geworden war.

Die körperlich gut gebauten, kräftigen Einwohner, welche nicht selten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_232.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)