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zu Renningen, an dem Balthasar’s Wald, an Ungeld, Zehenten, Äckern, Wiesen und anderen Einkünften, wie ihm dieser von Pfosten von Neuneck erblich angefallen war (Sattler, Grafen 4, 34); im Jahr 1602 erwarb Herzog Friedrich für 1000 fl. von Martin von Nippenburg sein 1/4 des Ungelds nebst anderen Gefällen.

Bereits im Anfang des 15. Jahrhunderts bestunden hier, neben der Pfarrei, zwei Frühmessereien (Würdtwein, Subsid. 10, 340). Die Kirche übergaben die Grafen Ludwig und Ulrich, Gebrüder von Württemberg, den 24. November 1441 dem Spital zu Stuttgart, zu dessen Entschädigung für die vielen Wiesen, welche sie ihm zur Anlegung des See’s in Stuttgart weggenommen hatten. Der Spital incorporirte dieselbe im Jahr 1445.

Eine Gemeinde-Parzelle von Renningen ist der in einem abgeschiedenen Markungstheil (1092 M.) befleißende, der Familie v. Vischer gehörige Ihinger Hof. Die Hofgebäude sind auf der Hochebene 1/2 Stunde südwestlich von Renningen und 1 Stunde östlich von Weil der Stadt, zunächst der von Stuttgart über Magstadt nach Weil der Stadt führenden Vicinalstraße gelegen. Der sehr ansehnliche Hof besteht aus 3 Wohngebäuden und 13 meist großen Ökonomie- und Stallgebäuden, welche zwei namhafte Hofräume nebst einem schön angelegten Garten einschließen; inmitten derselben befindet sich ein in städtischem Style erbautes zweistockiges Wohngebäude mit Thürmchen und Uhr. Am östlichen Ende des Hofs, wo sich noch ein kleiner Begräbnißplatz befindet, stand früher auch eine Kirche.[1] Gutes Trinkwasser liefern ein laufender und zwei Pumpbrunnen; überdieß sind noch drei Wetten angelegt. Bei der hohen freien Lage des Hofs ist die Luft etwas rauh, aber gesund, und die Aussicht, besonders südlich von den Hofgebäuden, sehr ausgedehnt. Der Boden besteht im Allgemeinen aus einem sandigen, mit einigen Procenten Kalk gemischten Lehm, dem theils die Lettenkohlengruppe, theils der Hauptmuschelkalk zur Unterlage dienen.

Der, von dem verstorbenen Besitzer, Rittmeister von Vischer, rationell eingerichtete landwirthschaftliche Betrieb des Guts ist ausgezeichnet und wirkt auch durch sein Beispiel vortheilhaft auf die Umgegend. Der Ackerbau wird in 9 Schlägen, von denen jeder etwa 50 Morgen beträgt, nach folgender Rotation getrieben: 1) Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben, Kraut), 2) Sommerfrüchte (Gerste, Hafer), 3) dreiblätteriger Klee, 4) Dinkel, 5) Wickenfutter, 6) Dinkel, 7) reine Brache, 8) Reps und 9) Dinkel. Außer diesen 9 Schlägen bestehen noch etwa 80-100 Morgen Außenfelder, welche keinem regelmäßigen Fruchtumlauf unterworfen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Im Jahr 1825 ist die Kirche vollends eingefallen.