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vorbeifließt und zunächst desselben den von Magstadt kommenden Rankbach aufnimmt. Im Ort selbst befindet sich kein laufender Brunnen, dagegen sind hinlänglich Pumpbrunnen angelegt, indem man beinahe an jeder beliebigen Stelle in einer Tiefe von 20-30' Wasser erhält. Etwa 1/2 Stunde nordöstlich vom Ort liegt ein ungefähr 11/2 Morgen großer See, welcher seinen Zufluß aus dem Walde Stöckach erhält und in den Maisgraben abfließt.

Die Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege obliegt, hat im Laufe der Zeit mehrfache Veränderungen erlitten, so daß sich von der ursprünglichen, sehr alten Kirche nur noch der untere Theil des Thurms erhalten hat, dessen unterstes, mit einem Kreuzgewölbe versehenes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. Das Langhaus wurde 1601 an der Stelle des früheren, im spät-germanischen Style erbaut und in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts verändert; bei dieser Veranlassung sind nicht nur neben den spitzbogigen Fenstern oblonge angebracht, sondern auch die gothischen Füllungen der ersteren ausgebrochen worden. Dem alten, aus 3 Stockwerken bestehenden, viereckigen Thurm wurde 1845 (nach dem Entwurf des verstorb. Stadtbaumeisters Föhr in Stuttgart) ein achteckiges Stockwerk, mit vier großen und vier kleinen Seiten, im rein germanischen Styl aufgesetzt. An den vier größeren Seiten sind große, gothisch gefüllte Spitzbogenfenster, welche die Stelle der Schalllöcher vertreten, angebracht und sämmtliche Seiten haben verzierte Frontons, aus denen schön gearbeitete Giebelblumen emporwachsen; die Bedachung besteht aus einem mit Blech belegten, sehr hohen, künstlich construirten Zeltdache. Das Innere der Kirche ist geräumig, aber durch Emporkirchen etwas verbaut. Innen sind Grabplatten der Edlen von Höfingen. An der südlichen Außenwand der Kirche befindet sich das gut gearbeitete Grabmal eines Schultheißen Schnauffer, welcher laut Inschrift 1603 starb und sich um das Wohl der Gemeinde sehr verdient gemacht hatte. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken.

Ein Begräbnißplatz wurde 1840 an dem südöstlichen Ende des Orts in der Nähe des frühern angelegt. Der ursprüngliche Begräbnißplatz lag um die Kirche; ein Theil desselben ist nun Baumschule und dient zum Unterricht der Jugend, in der Baumzucht. Die Kirchhofmauer, welche eine beträchtliche Höhe und einen sogenannten Umgang hatte, ist in neuerer Zeit größtentheils abgebrochen und der Graben außerhalb derselben geebnet worden.

Nur 70 Schritte südlich der Kirche liegt angenehm und frei der geschlossene, gut erhaltene Pfarrhof, mit Wohnhaus, Ökonomiegebäuden, Garten und Hofraum; er ist Eigenthum des Hospitals in Stuttgart, dem auch die Unterhaltung desselben obliegt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)