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Nördlich am Ort vorüber führt in schnurgerader Richtung die ehemalige Römerstraße von Canstatt nach Pforzheim.

Perouse ist, wie bereits erwähnt, im Jahr 1699 von 60 eingewanderten Waldenser-Familien auf Gütern, welche auf der Markung Heimsheim in Folge des dreißigjährigen Krieges öde lagen, gegründet worden (Keller, Geschichte der Waldenser, S. 33; Moser, Gesch. der Waldenser, S. 256, 270). Der Name ist von der piemontesischen Heimath übertragen; indem sich die Communauté de Perouse (Perosa) hier niederließ. Anfänglich bestanden die Wohnungen der Colonisten nur aus Hütten von Holz, welche sie für den augenblicklichen Bedarf leicht erbauten; das erste solide Gebäude war ein kleines Bethaus, nach dessen Vollendung bald das Dorf in seiner gegenwärtigen Gestalt erbaut wurde. Der erste, vermuthlich miteingewanderte Pfarrer Javel, mußte Anfangs die Kinder in den benachbarten Kirchen zu Heimsheim und Mönsheim taufen, und erst vom Jahr 1703 an wurden die Taufen etc. im Ort selbst vollzogen. Die ursprüngliche Confession der Eingewanderten war die reformirte, später zogen lutherische Familien aus der Umgegend in den Ort, so daß etwa 1/3 der Einwohner sich zur lutherischen Lehre bekannte. Letztere waren nach Heimsheim eingepfarrt und die übrigen, denen noch bis zum Jahr 1825 französisch gepredigt wurde, hatten ihren eigenen reformirten Pfarrer, der unter dem reformirten Dekanat Canstatt stand. Im Jahr 1825 vereinigten sich beide Confessionen, wo dann auch die lutherischen Mitglieder der Gemeinde aus Heimsheim ausgepfarrt wurden, das der Gemeinde zustehende Präsentationsrecht des Pfarrers und Schulmeisters aufhörte und die Besetzung dieser Stelle dem Staate zukam.

Im November 1839 wurde das Eigenthum der Gemeinde von dem der Gemeinde Heimsheim ausgeschieden und der Gemeinde Perouse eine eigene Markung zugetheilt.

Wie bei Heimsheim erzählt, übergab Herzog Karl Alexander im Jahr 1734 seiner Gemahlin das Dorf Perouse auf ihre Lebenszeit.

Renningen,
Gemeinde II. Kl. mit 1879 Einw. a. Renningen, Pfarrd., 1872 Einw., wor. 5 Kath. b. Ihinger Hof, 7 Einw. - Ev. Pfarrei. Die Kath. sind nach Weil der Stadt eingepfarrt.

Das große, reinlich gehaltene Pfarrdorf Renningen gehört zu den schönsten des Bezirks; es liegt 13/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt, frei und angenehm an einem sanften Abhange gegen das Thal des Maisgrabens, welcher an der nördlichen Seite des Dorfes

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)