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Grafen von Calw hatten indeß noch später in Merklingen Rechte und Güter, welche um’s Jahr 1260 beim Aussterben der älteren Linie der Grafen gleichfalls durch eine Calwer Erbtochter, welche sich Gräfin von Zavelstein nannte, an ihren Gemahl Graf Simon von Zweibrücken gelangten. Graf Simon trug am 3. Mai 1276 die Burg und den Ort (castrum et villam) Merklingen, welche sein Eigenthum waren, dem rheinischen Pfalzgrafen Ludwig zu Lehen auf (Tolner Hist. Pal. Urk. S. 78. 79). Dieser Graf hatte zwei Söhne, Heinrich und Otto, und einen Tochtermann, Herzog Konrad von Teck. Die Söhne verkauften im Dezember 1296 das Dorf Merklingen (villa nostra Merklingen) mit dem dortigen Hof sammt Vogtrecht, Niedergerichtsbarkeit, Beten, Landacht u. s. w. um 450 Pfd. Heller an das Kloster Herrenalb (Besold 147), welches schon einige Jahre zuvor von Heinrich von Höfingen fast dessen sämmtlichen Besitz in Merklingen erkauft hatte (Mone, Zeitschr. 2, 255); Vogtrecht, Güter und Einkünfte allhier waren zwar an die Schwester der Verkäufer, die Gemahlin Herzog Konrads von Teck, noch von ihrem Heirathsgut her verpfändet gewesen, aber, behufs des Verkaufs, im Tausch gegen andere Güter eingelöst worden. Durch mehrere Käufe, wie schon vorher 1290, 1292 von den Herren von Höfingen, später, 1327, von den Herren von Malmsheim, 1359 von Erkinger von Merklingen (Gerbert, Hist. nigr. silv. 3, 293; Steinhofer 2, 315), 1376 von Konrad Maiser (Gerbert a. a. O. 314), erwarb das Kloster bis zum Jahr 1469 vollends den ganzen Ort, wo es auch den Blutbann hatte. Merklingen bildete sofort einen eigenen Stab des Klosteramtes Herrenalb.

Von dem Orte schrieb sich eine längst erloschene Adelsfamilie, deren Schloß im Jahr 1426 zum Kirchenbau verwendet wurde. Glieder dieser Familie sind Wecil und seine Söhne Ingram und Wernher, Adelbert und seine Gemahlin Hadwick um 1100, Kraft um 1140, sämmtlich um das Kloster Hirschau durch Schenkungen bei Blanden (abgegangen, unfern Weil der Stadt) verdient (Cod. Hirs. 48. 78). Im Jahr 1327 lebten Götz und Richelm Ritter, im Jahr 1341 Götz (ein jüngerer) und Erkinger, Brüder, welcher Letztere einen gleichnamigen Sohn hatte (Gerbert, Hist. nigr. silv. 3, 302). Vor 1344 hatte Erkinger von Merklingen all sein Gut in Mühlhausen an der Würm an Württemberg zu Lehen aufgetragen (Sattler, Grafen 4, 268). Auch Peter und Kraft hießen am Ende des 14. Jahrhunderts, mit welchem der Mannsstamm dieses Hauses erlischt, Herren aus denselben. Bekannt ist ein Erkinger von Merklingen, genannt der große Tyrann, durch sein tragisches Ende; im Kampfe mit einem Markgrafen von Baden unterliegend, soll er vom Liebenzeller Thurm herabgestürzt worden seyn (Crus., Annal. 3, 182).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)