Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als Feuersee. Über den Graben führten zwei Zugbrücken, die eine, für Fuhrwerke bestimmt, bei dem Rathhause, die andere, für Fußgehende (das Schnellthörle genannt), bei dem Abtsgemach; letztere ist ganz abgegangen, während die andere in eine feststehende Brücke umgewandelt wurde. Über dieselbe gelangt man zu einem spitzbogigen Eingang, der, unter dem Thorhäuschen durch, zu dem Kirchhof führt; über dem Eingang steht: Anno dom. 1478 ..... An der innern Grabenmauer standen kleine Thürme, von denen sich zwei noch erhalten haben. Um die Kirche selbst lief noch eine besondere 6 Fuß dicke Mauer, die einen mit einem Dache versehenen Umgang hatte; sie war an die beiden Giebelseiten des westlich der Kirche stehenden sogenannten Steinhauses angebaut, von dem man durch zwei gegenwärtig noch sichtbare Ausgänge auf den Umgang der Mauer gelangen konnte.

Die Pfarrkirche, deren Grundform die der ältesten Basiliken ist, trägt noch Spuren von der früheren, im romanischen Style erbaut gewesenen Kirche, welche 1425 abbrannte. Der Chor fehlt und wird von dem untersten Stockwerke des an der östlichen Seite angebauten Thurms vertreten. Die germanische Bauweise des Langhauses wurde durch spätere Veränderungen, besonders durch das Einbrechen oblonger und ovaler Fensteröffnungen störend unterbrochen. Neben dem spitzbogigen Eingang auf der Westseite steht: „Anno dom. 1476 Jesus nazarenus rex“ und über einem Fenster an der hintern Giebelseite, wie auch über einem Eingang an der Ostseite ist die Jahrzahl 1595 angebracht. An der westlichen Außenseite sind die Grabdenkmale eines Vogtes Breitschwerdt und seiner Gattin eingemauert. Das Innere der Kirche ist nicht besonders hell; im untersten Stockwerk des Thurmes (Chor), welches ein einfaches Kreuzgewölbe hat, befinden sich sehr gut geschnittene Chorstühe und mehrere Grabdenkmale aus dem 16. und 17. Jahrhundert, von denen eines ein Wappen mit einer Scheere und dem Abtsstabe nebst folgender Umschrift enthält: Anno dom. 1557. 18. Augusti obiit Georgius abas herenalbensis. c. a. r. i. p. A. Der viereckige Thurm mit seinen 6 Fuß dicken Mauern, hat Schießscharten und scheint früher zur Vertheidigung gedient zu haben. Das oberste neuere Stockwerk besteht aus Holz und trägt ein ziemlich hohes Zeltdach; in demselben hängen 3 Glocken, von denen die größte die Umschrift trägt: Osianna heis ich, in unser Frawen Er leit ich, Bernhard Lachmann gos mich 1522; die übrigen sind 1706 und 1829 gegossen. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege zu bestreiten.

Zunächst (westlich) der Kirche steht das oben erwähnte Steinhaus, (gegenwärtig als Fruchtkasten benützt), ein massives, aus 3 Stockwerken bestehendes, beinahe quadratförmiges Gebäude, dessen Mauern im untern Theil 61/2 Fuß, im obern 4 Fuß Dicke haben. Auf der andern, gegen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)